13. Sonntag im Jahreskreis - 2. Juli

Gedanken zum Sonntag
Segen

1. Lesung: 2 Kön 4,8-11.14-16

2. Lesung: Römerbrief 6,3-4.8-11

Evangelium: Matthäus 10,37-42




Die aus dem zweiten Buch der Könige gehörte Lesung lässt im Hochsommer an Advent oder an Weihnachten denken, wo ebenfalls die Geburt eines Sohnes verkündet wird!


Rubens, Tintoretto, Fra Angelico, Jan van Eyck, El Greco, Matthias Grünewald und wie sie alle heißen, haben die Verkündigungsszene mit Maria und dem Erzengel Gabriel als Bildmotiv gewählt. Als imposantes Geschehen haben sie diese Bibelstelle dargestellt, für uns aufbereitet.
Dabei sind Verkündigungsszenen in der Bibel keine Seltenheit, nur sind die anderen weniger bekannt, weniger „aufregend“, eine – die von der Verheißung an Sara – brachte sie sogar zum Lachen!

Die Akteure bei vielen biblischen Verkündigungsszenen sind schnell aufgezählt:
Einer, der verkündet: kann ein Gottesmann, ein Prophet oder Engel sein oder sogar drei männliche Gäste.
Dann braucht es noch eine Frau oder einen Mann, der bzw. dem eine Verheißung oder ein Versprechen verkündet wird, manche haben einen Namen wie Sara und Abraham, Hannah und Elkana, Zacharias und Elisabeth, und manche sind nach Ortsangaben benannt wie die Schunemiterin und ihr Mann…
Und einen Ort des Geschehens? Der Ort ist nicht willkürlich gewählt, meistens ist es die vertraute Umgebung, der Lebensraum der Frau, des Mannes, sodass die Botschaft der Verkündigung auch ankommen kann!
„Ruf diese Schunemiterin! …..
Er rief sie, und sie blieb in der Tür stehen.
Darauf versicherte ihr Elischa:
Im nächsten Jahr um diese Zeit wirst du einen Sohn liebkosen.“


So, das war es! Diese Verkündigungsszene klingt etwas anders in unseren Ohren, als ihr adventliches Pendant. Sie muss auch ohne Erzengel als Bote Gottes auskommen. Es ist Elischa, ein Gottesmann, der die Verheißung an die Schunemiterin verkündet.


Elischa als Bote Gottes

Wer war dieser Elischa?- Vom Namen her „Gott hat geholfen, bzw. gerettet“. Elisch ist einer, der Gott als Hilfe, als Rettung verkündet. Elischa, war Schüler des Propheten Elia und später sein Nachfolger. So wie auf Eli, ruhte auch auf Elischa der Geist Gottes. Als ein heiliger Gottesmann, wie er in der Lesung genannt wird, war er sicherlich eine interessante Gestalt im alten Israel. Um ihn ranken sich einige Prophetenlegenden, die eher an übermenschliche, magische Kräfte erinnern, als an eine vom JHWH-Glauben getragene Prophetie. Er war ein herumziehender Prophet, nicht mit einem Ort oder einem Heiligtum verbunden.


 Dies zeigt auch der erste Vers der heutigen Lesung:
„Eines Tages ging Elischa nach Schunem.“
Was er dort vorhatte ist leicht gesagt: „Eine Verheißung verkünden, die Zukunft verspricht, bedeutet“! Aber nach all dem, was wir über die Situation des Ehepaares in Schunem hörten, brauchten sie eigentlich aufgrund ihrer guten Stellung in einem orientalischen Familienclan – der einen Mehrwert bedeutet, wie z.B. ein gutes Wort bei König oder Militär einzulegen zu können – und ihres Vermögens nichts vom Gottesmann. Sie schenkten ihm großzügige Gastfreundschaft, weil sie diesen Gottesmann in ihrem Haus beherbergen wollten. Damit wollten sie vermutlich auch ihren JHWH-Glaube zeigen und leben. Es war ihnen anscheinend eine Freude, sich im Beherbergen eines Fremden ihrem Glauben zu verpflichtet zu erweisen. Elischa ist der fremde Gottesmann, an den sich die Schunemiterin im Laufe der Zeit gewöhnt hat: „Ich weiß, dass dieser Mann, der ständig bei uns vorbeikommt, ein heiliger Gottesmann ist. Wir wollen ein kleines, gemauertes Obergemach herrichten …… Wenn er dann zu uns kommt, kann er sich dorthin zurückziehen.“


Zukunft Der Fremde, man könnte sagen „das Fremde“ ist es, welches uns die überraschenden Möglichkeiten Gottes verkündet. Diese überraschenden Möglichkeiten Gottes sind Verheißungen, die Zukunft bedeuten! Das muss nicht ein Sohn sein, so wie es der Schunemiterin verkündet wird. Für sie im alten Israel war ein Sohn gleichbedeutend mit Zukunft!

Was ist mit uns? Dürfen wir uns in die Reihe der biblischen Personen einreihen, denen Gottes Verheißung Zukunft bedeutet? Braucht es da jemanden, der uns an die Verheißungen Gottes erinnert, sie neu ausspricht? Ist das der Fremde unter uns, die Nachbarin, das Kind, mit seinem lebensfrohen Lachen? Wo ist in unserem Leben der Ort der Verkündigung? Der uns vertraute Alltag, kann gut der Rahmen, jener Ort sein, wo verkündet wird, an dem wir erfahren, wo im Leben Zukunft ist.


Und wie und wo ahne ich die überraschenden Möglichkeiten Gottes, wie einst die Schunemiterin oder die anderen, an denen Gottes Verheißung wahr wurde.
Es könnte die freundschaftliche Hilfe unter uns Menschen sein; ein freundliches Wort, wo niemand es vermutet; eine Aktion für andere, deren Leben aus den Fugen geraten ist; geschenkte Gastfreundschaft dem, der uns besucht, wie in der Lesung erzählt wird. Dies alles und noch viel mehr – der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt - lässt uns und andere die ungeahnten Möglichkeiten Gottes erfahren.


Anmerkung:
Die Verkündigungsszene aus dem zweiten Buch der Könige mit dem Propheten Elischa und der Schunemiterin wurde kaum in der Kunst dargestellt. Die Zeichnung „Elischa mit seiner Gastgeberin, der Schunemiterin“ von Dirck Jacobsz Vellert – ein Maler der Renaissance - aus 1523 ist daher eine Seltenheit. Zu sehen ist diese Graphik in der Hamburger Kunsthalle!


Hannelore Jäggle

Wir danken dir, treuer Gott,
dass wir in deinem Haus aufatmen können,
mit anderen zu dir aufschauen und deine Stimme hören.
Was uns heute noch
oder vielleicht auch erst morgen in Beschlag nimmt,
legen wir in deine Hand.


Segne, was wir tun.
Lass es uns und anderen zum Segen werden.
Schenke uns eine gute neue Woche.

Lass uns deinen Segen spüren und weitergeben,

der Segen Gottes, den wir als

Vater, Sohn und Heiligen Geist benennen.