15. Sonntag im Jahreskreis - 16. Juli

Gedanken zum Sonntag
Segen

1. Lesung: Jesaja 55,10-11

2. Lesung: Römerbrief 8,18-23

Evangelium: Matthäus 13,1-23 oder 13,1-9



Kennen Sie die 90 – 9 – 1 - Regel?


Unter der „Ein-Prozent-Regel“ versteht man folgendes:

Bei einem Angebot – im Internet oder auch bei einem Stand auf einer Straße, wie beim Wahlkampf z.B., gehen 90 Prozent vorüber.

Neun Prozent interessieren sich etwas mehr dafür.

Und nur ein Prozent bleibt stehen, kommt ins Gespräch, kauft etwas, oder reagiert aktiv auf die Inhalte im Internet, verbreiten sie usw.


Das führt u.a. dazu, dass 90 Prozent der Inhalte bei den sozialen Medien usw. von einem Prozent der Nutzenden gestaltet wird.


90 – 9 – 1.

100 – 90 – 30 – 0 – so könnte eine Regel lauten, mit der das Evangelium heute beschrieben werden kann.


Ein Sämann sät aus.
Die Saat fällt auf den Weg, auf felsigen Boden, in die Dornen. Dort geht die Saat evtl. sogar kurz auf, aber sie hat keine Chance. Null Ertrag.

Auf dem Acker dann bringt die Saat Frucht, 30fach, 60fach und 100fach.

Der Blick geht also auf das Ergebnis, auf den Ertrag,
auf den Nutzen.


Lohnt sich eine Aktion?
Lohnt sich der Aufwand, einen Stand zu betreuen,
wenn nur wenige kommen oder keine bleiben?

Lohnt sich die Arbeit für ein Fest, für eine Veranstaltung, wenn nicht so viele Besuchende kommen, wie erhofft.

Lohnt sich der Aufwand, die Investition,
mit Blick auf den Ertrag?


Wann „lohnt“ sich etwas? Wann bringt etwas Frucht? Zumindest 30fach?

Der Blick auf den Nutzen ist wichtig und wichtig ist auch, die eigenen Ressourcen nicht aus dem Blick zu verlieren.

Ich möchte jedoch auch den Sämann in den Blick nehmen. Der Sämann geht aufs Feld, er verteilt großzügig sein Saatgut, ohne auf die Grenzen des Ackers zu achten.


Er wirft und ihm ist sicher klar, dass nicht alles auf guten Boden fällt, dass nicht alles ankommt und keimt.

Die Erfahrung, dass nicht die ganze Frucht aufgeht, dass vieles nicht zum Keimen kommt oder von anderen Einflüssen – wie die Dornen – klein gehalten wird, diese Erfahrung hat er schon oft gemacht.

Und dennoch sät er aus.

Und dennoch sät er aus. Großflächig, großzügig.

Er sät immer wieder, trotz der Erfahrung.

Immer wieder.


Für unser Leben, unseren Glauben, die Gemeinde,

könnte das bedeuten, immer wieder Dinge anzubieten, auszuprobieren,

auch wenn die Erfahrung zeigt,

dass es scheinbar nur wenig „Erfolg“ gibt.


Machen wir doch die Gegenprobe:

Die umgekehrte Logik wäre, alles einzustellen, was keinen Erfolg bringt. Weil eben 90 oder sogar 99 Prozent nicht reagieren.

Die umgekehrte Logik ist, keinen Infostand auf die Straßen stellen, kein Angebot mehr machen. Also immer weniger oder nichts mehr zu investieren.

Also nichts tun, statt etwas machen und darauf vertrauen, dass sich etwas tut. Bei manchen und wenigen, aber es tut sich etwas.


Es gibt die Tendenz, in Vereinen, in der Kirche, das Säen einzustellen, immer weniger anzubieten, zu feiern.

Wenn ich das Säen einstelle, dann erspare ich mir zwar den Frust über den Misserfolg, aber ich nehme mir auch die Möglichkeit, Frucht zu bringen.


Ich nehme die Möglichkeit, dass es etwas wächst, aufbricht, aufblüht und nährt.

Das Gleichnis kann ich auch auf mich beziehen.

Nach einer Fortbildung denke ich mir oft: Das machst du jetzt anders, da änderst du etwas, dich, deine Tun, deine Abläufe… und dann: dann kommt der „dornige“ Alltag und die „sengende Sonne“ der Termindichte und die ganzen Ideen sind wieder erstickt und die Fortbildung bringt scheinbar keine Frucht.


Und wie ist das bei uns – mit dem, was wir im Glauben hören, was hier hören hier feiern?

Bringt es Frucht?

Wird es bald überlagert, fällt es auf steinigen Boden?

Bringt es Ertrag? 100fach? 60fach? 30fach?

Oder ist es ein Prozent, das uns verändert, dann ist es immerhin noch eine ein-fache Wirkung?



Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort



Geh mit Gottes Segen.
Er halte schützend seine Hand über dir,
bewahre deine Gesundheit und dein Leben
und öffne dir Augen und Ohren
für die Wunder der Welt.


Er schenke dir Zeit,
zu verweilen, wo es deiner Seele bekommt.

Er schenke dir Muße,
zu schauen, was deinen Augen wohltut.
Er schenke dir Brücken,
wo der Weg zu enden scheint
und Menschen,
die dir in Frieden Herberge gewähren.


Der Herr segne,
die dich begleiten und dir begegnen.

Er halte Streit und Übles,
zuviel Sonne und Hitze fern von dir.
Er mache dein Herz froh, deinen Blick weit
und deine Füße stark.

Der Herr bewahre dich und uns
und schenke uns
ein glückliches Wiedersehen.


(nach Gerhard Engelsberger)