16. Sonntag im Jahreskreis - 23. Juli

Gedanken zum Sonntag
Segen

1. Lesung: Weisheit 12,13.16-19

2. Lesung: Römerbrief 8,26-27

Evangelium: Matthäus 13,24-43 oder Mt 13,24-30


Haben Sie Geduld?


Nicht allen Menschen ist die Fähigkeit zur Geduld gleich gegeben.

Den einen geht’s nicht schnell genug, die anderen warten mit einer Entscheidung bis zum St. Nimmerleinstag.


Manche haben keine Geduld, wenn da ein Auto vor ihnen ist, dass langsamer fährt als erlaubt, wenn sie im Stau stehen oder wenn die E-Mail so lange auf sich warten lässt, oder oder oder.
Ihnen fallen bestimmt weitere Beispiele ein.

Geduld ist in vielen Fällen gefragt – mit Ungeduld macht der Mensch sich und andere eher nervös.


Geduld – als „Ausdauer im ruhigen, beherrschten, nachsichtigen Ertragen oder Abwarten von etwas“ im Duden definiert,
ist eine Tugend und eine Frucht des Heiligen Geistes.


Ein Beispiel von Geduld ist im Evangelium zu hören.

Ein Mann sät aus und lässt wachsen.
Und im Laufe der Zeit mischt sich Unkraut unter den Weizen. Das Unkraut sieht aus wie der Weizen.

Es entzieht dem Boden aber Nährstoffe und hindert so den Weizen an seiner vollen Entfaltung.

Die Knechte sehen die Entwicklung und wollen das Unkraut ausreißen.

Der Feind es Gutsherrn hat es ja gesät.


Aber das Unkraut lässt sich aber nur schwer vom Weizen unterscheiden, so dass die Gefahr besteht,
dass neben dem Unkraut auch ein Teil des Weizens ausgerissen wird.

Dann wäre der Verlust des Weizens durch das Herausreißen in der Summe größer als der Schaden, der durch das Unkraut entsteht.

Der Gutsherr lässt also beides wachsen und erst nach der Ernte, am Schluss also, werden Unkraut und Weizen getrennt.

Das Gleichnis lädt also zur Geduld ein. Geduld mit den Vorgängen und Entwicklungen, mit Entscheidungen und mit Personen.

Das Gleichnis lädt zur Geduld mit anderen ein und zu einem geduldigen Umgang mit uns selbst.

Denn wer von uns könnte behaupten, in ihm wären ausschließlich gute Eigenschaften und Fähigkeiten?

Ich glaube, da gibt es keinen. Gut und geduldig mit sich, den eigenen Fehlern und Schwächen umgehen, will auch gelernt sein.

Und noch etwas macht mir das Gleichnis deutlich.

Die Knechte wollen handeln. Sie meinen, erkannt zu haben, was gut und was schlecht ist.


Der Gutsherr lässt jedoch beides wachsen.

Und weil die Knechte scheinbar wissen, was gut ist und was nicht, wollen sie das Schlechte, das Böse, herausreißen.


Da wird eine einfache Sicht der Dinge dargestellt.

Da das Gute – dort das Böse.

Und das Böse gilt es rauszureißen. Ganz einfach.

Gut und Böse – Schwarz und weiß – ganz einfach.

Das schlechte muss weg.

So die Knechte.

Sie gefährden durch ihre Einstellung aber auch das Gute.


Die Knechte sind im Gleichnis gefährlicher als das Unkraut.

Nicht das Unkraut bedroht den Weizen, sondern die Knechte.


Aber irgendwie sind sie mir auch sympathisch und ich denke, es gibt Situationen, wo ich handeln muss.

Eine gute Bekannte sagte, wenn sie den Girsch nicht herauszieht, dann erstickt der die Blumen.


Also zieht sie den Girsch aus dem Beet heraus.

Wenn wir einer drohenden Eskalation in einem Konflikt nicht Einhalt gebieten, dann kann eine Situation aus dem Ruder laufen.


Und mit mancher theologischen und politischen Ansicht habe ich zumindest auch keine Geduld,

weil sich nichts bewegt und nichts verändert.

Geduld ist also gut, aber nicht immer. Denk ich mal.


Was kann das alles für uns bedeuten?

Schnelles und aggressives Handeln (herausreißen) ist meistens keine Lösung.

Es braucht die Kunst, die Dinge unterscheiden zu können. Wann kann ich wachsen lassen und wann muss ich handeln, weil die Folgen des Nichthandelns weitaus dramatischer wären als die Folgen eines Handelns, eines aktiven Tuns.


Geduld ist eine wichtige Fähigkeit, die einfache Unterscheidung in Gut und Böse ist zu einfach, Schwarz-Weiß-Malerei wird unserem Leben, der Betrachtung von Vorgängen und Entscheidungen nicht gerecht.


Geduld ist eine Fähigkeit, die warten lässt, bis die Zeit für eine gute Entscheidung da ist.



Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort



Geh unter Gottes Schirm und Schutz,
Er bewahre dich vor Unglück und Streit,
dass kein Schatten auf dein Leben fällt
und du bewahrt bleibst an Leib und Seele.


Gott schenke dir die Fähigkeit der Ruhe,
ein Herz, dem Unrast fremd ist,
und Zeit, einzukehren bei anderen und bei dir selbst.
Gott mache dein Herz froh und deinen Schritt fest,
Er lasse dich willkommen sein, wo immer du hingehst
und gebe dir immer wieder Gelegenheit zum Staunen.


Gott führe dich sicher heim
und schenke uns ein fröhliches Wiedersehen.