Zum (Nach)lesen finden Sie hier Gedanken zum Sonntag und ein Segensgebet.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

Zweiter Sonntag im Jahreskreis

15. Januar 2023

Gedanken zum Sonntag
Segen

Zweitausend Jahre sind es fast,
seit du die Welt verlassen hast,
du Opferlamm des Lebens!
Du gabst den Armen ihren Gott.
Du littest durch der Reichen Spott.
Du tatest es vergebens!


Du sahst Gewalt und Polizei.
Du wolltest alle Menschen frei
und Frieden auf der Erde.
Du wusstest, wie das Elend tut
und wolltest allen Menschen gut,
damit es schöner werde!


Du warst ein Revolutionär
und machtest dir das Leben schwer
mit Schiebern und Gelehrten.
Du hast die Freiheit stets beschützt
und doch den Menschen nichts genützt.
Du kamst an die Verkehrten!


Du kämpftest tapfer gegen sie
und gegen Staat und Industrie
und die gesamte Meute.
Bis man an dir, weil nichts verfing,
Justizmord, kurzerhand, beging.
Es war genau wie heute.


Die Menschen wurden nicht gescheit.
Am wenigsten die Christenheit,
trotz allem Händefalten.
Du hattest sie vergeblich lieb.
Du starbst umsonst.
Und alles blieb
beim alten.


„Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag“.

Ein Gedicht von Erich Kästner (1899-1974).


Ich höre darin eine große Ambivalenz:

Auf der einen Seite ist Kästner von Jesus angetan, auf der anderen Seite von ihm enttäuscht.


Und er fragt die Christen kritisch an.

Was habt ihr aus der Botschaft Jesu gemacht – was habt ihr verändert in den 2000 Jahren?

Habt ihr etwas anders gemacht, habt ihr die Welt verändert?

Ist nicht alles beim Alten geblieben – auf dieser Welt?

Und ich möchte ergänzen: ist nicht alles beim Alten geblieben – in unserer Kirche bzw. bleibt nicht alles beim Alten?


Die Geschichte der Kirche – die Geschichte des Glaubens – ist eine Geschichte mit viel Licht – und auch mit Schatten.

Für beide Seiten ließen sich jetzt Menschen, Ereignisse und Erfahrungen aufzählen. In Geschichte und Gegenwart.

All das prägt uns – und bestimmt uns.

Diese Erfahrungen aller Art speisen meine Sicht der Dinge, nähren und beeinflussen meinen Glauben.

Wir sind Teil der Geschichte und Teil des Christentums hier vor Ort.

Wir sind Teil und haben Teil und sind eingeladen, an Geschichte und Christentum mitzuwirken. Denn der Glaube will persönlich sein, will in meinem Leben umgesetzt werden.


So darf und muss ich mich, jede*r von uns, kritisch von Kästner fragen lassen:

Blieb alles beim Alten – trotz des Händefalten.

Bleibt alles beim Alten - in unserem, in meinem Denken und Verhalten?


Die biblischen Texte heute sprechen von Berufung.

Schon im Mutterleib habe ich dich geformt, habe ich dich berufen, wird über Jesaja in der ersten Lesung gesagt.

Paulus sagt von sich selbst, dass er von Gottes Willen ein berufener Apostel Jesu Christi ist.

Und er spricht die „berufenen Heiligen“, also die Christen, in der Gemeinde in Korinth an.

Das Evangelium berichtet von Johannes dem Täufer. Er ist ein Zeuge, der nicht sich selbst verkündigt. Er sieht seine Berufung darin, auf Christus hinzuweisen, auf ihn zu zeigen.

Die biblischen Texte sprechen von Berufung.


Aber auch hier gilt: Der Blick auf die Texte reicht nicht, sondern ist Anregung. Anregung, dass ich auf meine Berufung schaue.

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle berufen sind. Dass wir alle eine besondere, für uns einmalige und wertvolle Berufung haben. Und mit der Berufung haben wir eine Sendung.

Es liegt an mir, was ich daraus mache. Ob ich meine Berufung lebe oder eher nicht.


Wir sind von Anfang an berufen wie Jesaja.

Wir sind von Gott berufen wie Paulus.

Wir dürfen auf Christus hinweisen, wie Johannes es gemacht hat.

Berufen und gesandt – das sind wir heute.


Der Grund ist die Taufe.

Sie ist der Urgrund der Berufung und der Sendung. Die Taufe sendet mich, sie gibt mir die Erlaubnis und den Auftrag, als Christ zu leben. Nicht der Pfarrer sendet die Christen, nicht der Bischof sendet, sondern die Sendung des Christen, der Christin geschieht aufgrund der Taufe!


Die Taufe sendet mich! Wir sollten und können dabei nicht auf die anderen warten, auf die, die neben mir sitzen oder leben. Wir sollten und können auch nicht auf „die da oben“ warten, denn die Taufe sendet mich!


Meine Berufung kann ich nicht delegieren, nicht abgeben an andere.

Diese Sendung wird an unterschiedlichen Stellen und auf unterschiedliche Weisen umgesetzt. Aber wir sind es, die gesandt sind und das ist gut so.

Es gilt, unsere Berufung zu leben, sie konkret werden zu lassen. Es liegt an uns, ob das Händefalten Konsequenzen nach sich zieht oder ob es eine äußere Handlung bleibt.


Ich bin sicher, wenn wir unsere Berufung leben, dann kann etwas Neues geschehen – auf unserer Erde – in unserer Kirche.



Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort


Gott des Lebens,
der du unsere Stärke bist.
Gott des Lebens,
der du unser Licht bist.
Gott des Lebens,
der du unser Heil bist.
Gott des Lebens,
der du uns durch
die Taufe berufen hast.
Gott des Lebens,
der du im Lamm Gottes
zu uns Menschen gekommen bist,
segne uns:
im Vater und im Sohn und im Heiligen Geist.
Amen.