Dritter Sonntag der Osterzeit

Gedanken zum Sonntag
Segen

1. Lesung: Apostelgeschichte 2,14.22b-33

2. Lesung: 1 Petrusbrief 1,17-21

Evangelium: Johannesevangelium 21,1-14


Unser Leben ist einmalig.

Es gibt uns und damit unser Leben kein zweites Mal.

In der ganzen Menschheitsgeschichte nicht.

Unser Leben ist unwiederholbar.

Wir können es nicht zurückspulen
und es wird auch kein zweites Leben mehr geben, dass unserem gleicht.

Wir erleben Schönes, Trauriges, Leichtes, Schweres.

Es gibt besondere Tage im Leben, Feste und Feiern,
an die wir uns erinnern.


Unser Leben ist etwas Besonderes. Bei uns allen.

Trotz des Besonderen und Einmaligen gibt es den „grauen Alltag“,
das Alltägliche, das Normale, mit allen Mühen und Anforderungen.

Albert Camus beschreibt das Alltägliche so:

Aufstehen, Straßenbahn, vier Stunden Büro oder Fabrik,
Essen, Straßenbahn, vier Stunden Arbeit, Essen, Schlafen,
Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag,
immer derselbe Rhythmus

(Albert Camus, der Mythos des Sisyphos, S. 25)


Ein Hamsterrad,

ein Hamsterrad,
eine Alltagslast, unter der manche leiden und zusammenbrechen.

Menschen haben wegen dieser Erfahrung den Wunsch,
der Alltagslast zu entfliehen.

Bei den wenigsten klappt es. Da herrscht der Alltag vor.


So auch im Evangelium - bei den Jüngern.

Ihr außergewöhnliches Erleben war die Begegnung mit Jesus.

Sie durften ihn begleiten.

Sie waren dabei, als er zu den Menschen sprach,
als er heilte und Menschen zum Leben führte.

Sie haben ihn erlebt, auf den Wanderungen durchs Land,
auch bei den Herausforderungen und Anfeindungen.

Sie haben seine Verurteilung, den Kreuzweg, den Tod miterlebt.

Er ist ihnen danach begegnet, sie waren von ihm angetan.


Doch nun, nun ist all das vorbei und der Alltag hat sie wieder.

Sie gehen ihren erlernten Berufen nach.

Sie sind wieder an den Orten, wo sie vor der Begegnung mit Jesus waren.

Müdigkeit, Ratlosigkeit, Vergeblichkeit liegen in der Luft,
als sie am See Genezareth ihrem Beruf nachgehen.

Sie arbeiten schwer, aber der Misserfolg begleitet sie, denn

„in dieser Nacht fingen sie nichts“.


Wie soll es weitergehen?

Wie wird das Leben künftig sein?

Wird also das Hamsterrad wieder das Leben bestimmen?

Wer füllt die leeren Netze des Alltags?

Wer ist da, wenn nichts, nichts mehr gelingt?


In diese Fragen und Leere kommt Jesus.

In diese Alltagslast, in das tägliche Hamsterrad, kommt er.

Er kommt nicht in die Fülle, nicht zu einer Feier.

Sondern in den Alltag, in den Misserfolg, in die Leere.

Die Jünger erkennen ihn zunächst nicht.

Der Fremde gibt den Fischern einen Rat,

der ihnen völlig unsinnig erscheinen muss.

„Fahrt hinaus und werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus.“

Fischer fangen in der Nacht.

Am Tag tauchen die Fische tiefer in das Gewässer hinab,
weil sich das Wasser erwärmt.


Aber die Jünger lassen sich auf den Fremden und seinen Rat ein,
sie gehen neue Wege,
tun etwas aus ihrer Sicht Verrücktes - und haben Erfolg.

Das Netz ist voll, übervoll,
denn was sollen die wenigen mit all den vielen Fischen machen,
die sie gefangen haben.
Fisch ist nicht die Hauptspeise, das ist Brot.


Für mich heißt das:

Der Alltag ist manchmal voller Überraschung.

Ich darf etwas Ungewöhnliches,
vielleicht sogar verrücktes tun, ich darf etwas neu probieren.

Jesus schenkt im Alltag Fülle.

Das ist für mich eine Botschaft des Evangeliums.
Sich im Alltag auf Jesus einlassen – und auch den Mut haben,
Neues zu probieren,

den Mut haben, Dinge zu testen,

die zunächst sinnlos erscheinen.


Sich einfach trauen, bequeme und tradierte Wege zurückzulassen.

Vielleicht ist das eine Anregung für die kommende Woche.

Einfach mal Gewohntes anders machen,

etwas wagen, sich etwas trauen.


Und die Spuren Jesu in unserem Alltag wahrnehmen.

Neues wagen, Probieren und so den „grauen Alltag“
immer wieder zu etwas Besonderem,
zu etwas Einmaligem machen, so wie Leben eben ist.



Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort

Zärtlicher Segen
möge dich erfüllen am heutigen Tag
im stündlichen Innehalten
damit dir die Erinnerung geschenkt sei
anerkannt zu sein
in all deinen Entfaltungsmöglichkeiten
und inmitten deiner Widersprüchlichkeiten.

Wohlwollender Segen
lasse dich die tiefe Verbundenheit spüren
mit allem, was lebt
damit dein Atem
dich zu ökologischer Achtsamkeit bewegt.

Erfrischender Segen
möge dich zum Staunen begeistern
über all die Wunder
die dir in Begegnungen mit
Menschen und Schöpfung entgegenkommen.

Pierre Stutz