Karfreitag

Gedanken zum Sonntag
Segen

1. Lesung: Jesaja 52,13-53,12

2. Lesung: Hebräerbrief 4,14-16;5,7-9

Evangelium: Johannespassion 18,1-19,42



Am Ende. Tot.

Aus. Vorbei.


Jesus ist tot.

Elendig am Kreuz gestorben.

Erstickt. Langsam.


Beobachtet von Soldaten, von Frauen, die ausharren und aushalten.

Er stirbt vor bekannten und unbekannten Menschen.


Tot.

Aus. Vorbei.


Sterben – Ein Vorgang, der alle Menschen trifft.

Alle Menschen sind sterblich.

Eine schlichte, einfache Erkenntnis.


Heute erinnern wir uns an das Sterben. An den Tod.

Für mich ist Karfreitag einer der wichtigsten Tage im Jahr.

Er erinnert an unsere Sterblichkeit, an die Vergänglichkeit.


Wann wir sterben, wann es soweit ist,
lässt sich nur schwer voraussagen.

Wie es sein wird, wie wir sterben, ebenfalls.


Ob wir spüren, wenn wir sterben werden?

Und wie sich das anfühlen wird?


Karfreitag führt mich zu der Frage:
Wie gehen wir mit dem Tod, dem Sterben um?

Gibt es eine gute Vorbereitung?


Können wir uns auf unseren Tod vorbereiten?

Oder zumindest auf den Tod von anderen?

Ich kenne Menschen, die haben alles gut geregelt.

Wo und wie sie beerdigt werden wollen.

Ich kenne Menschen, die haben, die hatten nichts geregelt.

Keine Angabe über die Art der Bestattung.


Wir können Vorsorge betreiben.

Mit Angehörigen reden,
auch wenn es noch so schwer fällt und scheinbar noch so lange Zeit hat.

Wir können auch etwas schriftlich hinterlassen, das ist hilfreich.

Das eine wie das andere –
über den Tod reden oder nicht darüber reden –
fordert heraus.


Karfreitag:

Wie gehen wir mit dem Sterben, mit dem Tod um?

Wenn es soweit ist, dann ist, dann wird so vieles unwichtig.

Das, was wir erreicht haben,

das, was wir auf dem Konto haben,

das was, wir geschaffen haben –

all das hilft am Ende nicht,

unser Leben zu verlängern.

Am Ende heißt es:

loslassen – hergeben – abgeben.


Alle Menschen sind sterblich.

Der Tod entreißt uns das Leben.

Die Welt wird uns entrissen -

Wir, die wir uns die Welt in unsrem Leben immer verfügbar machen wollen,
werden die große Unverfügbarkeit spüren.


Karfreitag:

Wie gehen wir mit dem Sterben, mit dem Tod um?

Oft stellt sich die Frage nach dem Sinn eines Todes.

Vor allem dann, wenn junge Menschen sterben,

oder wenn das Leiden kein Ende zu nehmen scheint,

Was ist der Sinn des Todes?

Antwortversuche mag es mehrere geben – je nach Situation unterschiedliche.

Dem Tod ausweichen?

Das geht nicht.

Den Tod anderer aushalten – das geht vielleicht – es fordert auf jeden Fall heraus.

Ein Innehalten ist möglich.


Alle Menschen sind sterblich.


Diese simple Aussage führt mich noch zu einer anderen Frage:

Wie gehen wir mit dem Leben um?

Wie leben wir?

Wie gestallten wir unsere Zeit?

Wie gestalten wir unsere Endlichkeit?


Ich glaube:

Angesichts des Todes ist das Leben wichtig.

Ein Leben mit Tiefe, in guten Beziehungen,
angereichert durch wertvolle Erinnerungen.

Der Tod, die Begrenzung des Lebens – ist am Ende die Einladung zum Leben.

Zum Leben – weil Leben wertvoll ist.

Weil wir mit dem Leben gut umgehen dürfen,

Nicht im Sinne von Verschwendung von Ressourcen oder Egoismus.

Egoistische Menschen sind meistens ganz einsam.


Sondern im Gegenteil:

Wir dürfen auf unser Leben achten,
und es im guten Miteinander leben.

Zuneigung, Achtsamkeit, Sensibilität,

Es ist wichtig, dafür Sorge zu tragen, dass Menschen gut leben können.


Das zieht Verantwortung nach sich:

für mich, für andere, für die Schöpfung, für die Welt.

Verantwortung dafür,
dass Kriege beendet,
Krankheiten besiegt und die Schöpfung bewahrt wird.


Karfreitag ist die Erinnerung an den Tod – den Tod Jesu, den Tod aller Menschen.

Denn: alle Menschen sind sterblich.

Und Karfreitag ist die Einladung zum Leben.

In großer Dankbarkeit.

In guten Beziehungen.

Im sensiblen Umgang.

Im Vertrauen darauf, dass Gott mit uns ist – im Leben –
im Sterben – durch den Tod hindurch.


Im Bewusstsein:

Der Tod macht das Leben wertvoll.




Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort

Die Gottesdienste der österlichen Tage gehören zusammen.


So gibt es am Gründonnerstag keinen Segen und keinen Entlassungsruf, am Karfreitag keine Kreuzzeichen zu Beginn und ebenfalls keinen Segen am Ende der Liturgie.

Erst der Segen in der Osternacht beschließt die Feier der Drei österlichen Tage!