Wir
leben in einer Zeit, die viele herausfordert.
Die
Politik und in der Folge die Gesellschaft sind herausgefordert, durch diese
Zeit zu kommen, abzuwägen, richtige Entscheidungen zu treffen und falsche
zurückzunehmen.
Die
Kirche ist herausgefordert, denn theologische Fragen diskutiert werden. Vieles
ist in Bewegung, manches im Wandel. Vor Ort wollen die Weihnachtstage vorbereitet werden.
Menschen
sind herausgefordert, durch das, was sie im privaten und beruflichen Umfeld
erleben, was sie leisten müssen, was sie an Dingen beschäftigt.
Da
liegen Lust und Frust, Ärger und Motivation manchmal nah beieinander, ja
scheinen fast Geschwisterpaare zu sein.
Vieles
ist in vielen Bereichen des Lebens unwägbar.
Herausfordernde
Zeiten aber gab es immer schon. Diese Feststellung lädt ein, in die
Vergangenheit zu schauen, um für die Gegenwart Möglichkeiten der Entscheidung
zu erhalten.
So
dürfen wir dabei die Texte des heutigen Sonntags als Angebot verstehen, diesen
Blick zu wagen.
Ich
finde, in besonderer Weise geben die erste Lesung und das Evangelium
Hilfestellung.
Die
erste Lesung ist eine Art Predigt, die vor langer Zeit in Babylon gehalten
wurde. Den Namen des Predigers kennen nicht so genau.
Es
hat sich eingebürgert, ihn den 2. Jesaja zu nennen, Deuterojesaja.
Die
Situation, in die er hineinschreibt, ist eine sehr herausfordernde für das Volk
Israel.
Das
Volk Israel ist in der Verbannung. In Babylon. Jerusalem ist nicht nur weit
weg, Jerusalem ist eine Ruine. Die Stadt zerstört, der Tempel, abgebrannt, das
sichtbare Haus Gottes also vernichtet.
„Das
Unkraut wuchert nicht nur an diesem verlorenen Ort, es wuchert in den Herzen
der Menschen. Sie haben die Heimat verloren, aber auch ihr altes
Selbstbewusstsein, sie haben den Tempel verloren, aber auch den alten Glauben.“
In
diese Trostlosigkeit schreibt bzw. sagt der Prediger:
Tröstet,
tröstet mein Volk, spricht euer Gott.
Seine
ersten Worte sind Imperative, Aufforderungen, die aus dem Himmel kommen.
Es
ist eine Botschaft von einem neuen Anfang, der an höchster Stelle vorbereitet
wird und dann auch geschieht.
In
Bildern wird diese Veränderung beschrieben.
Berge
und Täler gleichen sich an, das Unebene wird eben, das Unwegsame begehbar.
Es
entsteht ein freies Feld: Im übertragenen Sinn ist das ein Bild für einen
Neuanfang ohne Hürden, ohne Abgründe, ohne unerreichbare Gipfel.
Hier
muss sich niemand mehr verstecken oder verkriechen, hier muss sich niemand mehr
ängstlich umschauen, hier muss sich aber auch niemand mehr selbst erhöhen und
auf andere herabschauen.
Ein
Bild des Paradieses, wo es kein oben und unten, keine ungute Hierarchie, kein
Machtmissbrauch gibt. Ein bisschen anderes, als manche es zurzeit erleben.
Einen
neuen Anfang beschreibt auch der Evangelist Markus: Die Verse, die uns im
Evangelium gesagt werden, sind ein Teil des sog. Markusprologs, also der ersten
Verse des Markusevangeliums. Diese Verse bilden quasi die Grundlage seiner
Botschaft.
Etwas
nüchtern kommen sie daher: „Anfang/Grundlage des Evangeliums von Jesus Christus,
dem Sohn Gottes.“
Markus
kennt die Predigt Jesajas und zitiert sie. Ausdrücklich, wörtlich: „Es begann,
wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er
soll den Weg für dich bahnen.“
Diese
Grundlage des Evangeliums ist wie eine Verdichtung seiner Botschaft.
Eingebettet in die Glaubensgeschichte Israels kommt Jesus in die Gegenwart.
Und
Jesus hat eine Botschaft, die auch die Hindernisse zwischen den Menschen
wegräumen will. Er hat eine Botschaft, die im guten Sinne keine Unterschiede macht
und allen Menschen eine Chance geben möchte.
Eine
Botschaft, die den freien Blick auf Gott zulässt und diesen nicht verstellt
durch Vorschriften, Vorgaben, Institutionen. Einen freien Blick auf Gott, um
direkt von ihm angeschaut zu werden.
Es
ist eine Botschaft, die den Menschen aufrichten möchte, die ihm Trost schenken
möchte.
Trost,
das bedeutet, wieder Boden unter den Füßen zu haben, einen festen Stand zu
bekommen, Halt zu finden.
Trost
bedeutet, sicherer und gestärkter die Herausforderungen anzugehen, sich wieder
etwas zu trauen, was nicht oder nicht mehr möglich war.
Trost
bedeutet auch, dass wir andere an der Seite haben, die mit uns gehen, die uns
nicht alleine lassen.
Wir
leben in herausfordernden Zeiten und bekommen Trost zugesprochen.
Und
so kann die Botschaft des zweiten Advent sein:
In deine Trostlosigkeit, deine Schwierigkeiten, deine Wüsten, in deine
Heimatlosigkeit kommt Gott.
Ein
Gott, der Trost schenkt, der Nähe zulässt und Nähe möchte. Ein Gott, der zu uns
kommt.
Komm
herunter, großer Gott,
damit
es mit uns wieder aufwärts geht.
Komm
herunter und werde Mensch,
damit
wir wieder lernen Mensch zu sein.
Komm
herunter und schenke uns deine Liebe,
damit
wir wieder liebevoll sind.
Komm
herunter und richte uns auf,
damit
wir wieder zuversichtlich sind.
Komm
herunter und leite uns,
damit
wir wieder wissen, wie es weiter geht.
Komm
herunter, großer Gott,
damit
es mit uns wieder aufwärts geht.
Autor
unbekannt
Peter Göb