Auf dieser Seite finden Sie Gedanken zum Sonntag oder eine ausformulierte Predigt sowie ein Segensgebet.

Die Predigten hier können in Form und Inhalt von den Predigten im Gottesdienst abweichen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

Weihnachten

24./25. Dezember 2024

Gedanke zum Sonntag

Die Reise ist zu Ende.

Endlich.


Sie sind fix und fertig.

Maria und Josef.

Sie sind angekommen.

Und:

Das Kind ist geboren,
in Windeln gewickelt und in eine Krippe gelegt (Lukas).

Das Johannesevangelium drückt es etwas philosophisch-nüchterner aus: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“.


Die Reise ist zu Ende.

Diese beschwerliche Reise,
die Herbergssuche, die Ungewissheit.

Das wars dann also.

Die Menschen sind am Ende.

Aber dann ist es soweit: Dann wird Gott Mensch.

Dann beginnt die „Reise“ Gottes bei und mit uns Menschen.

Klar, Gott war auch schon früher bei den Menschen und Menschen haben ihre Erfahrungen mit Gott gemacht.


Aber durch Weihnachten erhält diese Beziehung eine neue Qualität.

Gott wird Mensch:
Eine göttliche Geburt im Stall.

Auf Stroh, das sticht.

In einem Stall, in dem es vermutlich stinkt.

Ein Gott in Windeln.

Und wo und wie werden eigentlich diese göttlichen Windeln Jesu gewaschen?

Naja, da ist ja „sekundär zu betrachten“, also eine Nebensache.

Wichtig ist, dass Jesus geboren wird.

Dass Gott zur Welt kommt.

Dass Gott in die Welt kommt.


Die Reise Gottes mit uns Menschen beginnt.

Es ist eine besondere, eine abenteuerliche Reise.

Weihnachten ist das Fest des Abenteuers.

Weil Gott sich auf das Abenteuer Mensch eingelassen hat.

Ja, Gott lässt sich auf das Abenteuer „Mensch“ ein.

Umgekehrt gilt dann ebenso:
Der Mensch kann sich neu auf das Abenteuer „Gott“ einlassen.

Wer sich auf diesen Gott einlässt,
der hat ein Abenteuer vor sich,
der wird Überraschungen erleben,
der kann einiges erleben.

Die abenteuerliche Reise Gottes sagt mir, dass Gott die Hoffnung auf und in den Menschen
noch nicht verloren hat.


Wir haben einen Gott der Hoffnung.

Und er lädt uns ein, auch selbst Hoffnung zu haben, Hoffnungsträger:innen zu sein.

Hoffnung ist mehr als Erwartung.

Erwartung kann enttäuscht werden.
Hoffnung ist eine tiefe Haltung
und vor allem eine Kraft.

Sie bewährt sich in schwierigen Situationen,
besonders in schwierigen Situationen.


Sie ist eine Kraft und schenkt mir Kraft.

An Weihnachten fängt Gott seine Geschichte mit uns Menschen immer wieder neu an.

Und es sagt uns:
Wir dürfen immer wieder anfangen,

trotz und wegen der Umstände,
die wir auf unsere Welt vorfinden.

Denn Weihnachten will führen:

Aus Trauer zu Trost.

Aus Entsetzen zur Gemeinschaft.

Aus Erschütterung zum Mut zur Veränderung.

Gott glaubt an den Menschen,

Gott trotzt der Dunkelheit.

Der äußeren, den inneren Dunkelheiten der Menschen.

„Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“ so beschreibt es der Prophet Jesaja.


Gott kommt friedlich in die Welt.

Der friedliche Gott fordert uns auf,
friedliche Menschen zu werden.
Es gilt, der Gewalt zu trotzen,
gegen die Gewalt aufzustehen und gegen sie anzugehen.

Weihnachten ist das Fest der Menschlichkeit.
Der Geist von Weihnachten ist dort, wo Menschlichkeit gelebt wird, wo Solidarität gelebt wird,
über die Grenzen von Konfessionen, Religionen,
Kulturen usw. hinweg.

Im Lukasevangelium heißt es:
„Ehre sei Gott in der Höhe
und auf Erde Friede den Menschen seines Wohlgefallens.“


Die Christliche Botschaft gilt allen Menschen,
und sie wird auch von denen gelebt,
die nicht in einer verfassten Kirche sind.

Aber die Kirchen brauchen die christliche Botschaft.

Die Gesellschaft braucht diese Botschaft.

Die Menschen brauchen sie,

gerade in den Dunkelheiten Krieg und Anschlägen.

In den Dunkelheiten von persönlichen Schicksalsschlägen
und Finsternissen.

In den Dunkelheiten politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen.

Es gilt, die Menschlichkeit den unmenschlichen Ansichten entgegenzusetzen,

es gilt die Menschlichkeit den unmenschlichen Parteien entgegenzustellen,
es gilt die Menschlichkeit als „Prinzip des Handelns“ zu entdecken.

Gott wird Mensch.

Wer diese Menschlichkeit anwendet, lebt, weiterträgt,
wer sich solidarisiert mit den Schwachen und Minderheiten, der lebt das Göttliche bei uns, der wirkt göttlich.


Weihnachten:

Gottes Reise mit uns beginnt,

sein Abenteuer mit uns.

Wir dürfen uns auf das Abenteuer Gottes einlassen.

Wer dies tut, der verändert die Welt.

Denn wir leben auf der einen Welt.
Unser Leben hängt mit dem Leben und der Situation der Menschen in Afrika, Asien, Amerika zusammen.

Wir leben unser Leben auf Kosten anderer und der nachfolgenden Generationen.

Daher ist Abschottung eine große Dummheit.
Dummheit kennt leider keine Grenzen. Auch wenn die Dummen gerne Grenzen ziehen wollen.

Es geht nicht darum, als Land oder Mensch der Erste zu sein, sondern es geht um Solidarität und Gemeinschaft.

Es geht um Frieden und Zuversicht.

Es geht um Menschlichkeit.


An Weihnachten feiern wir diese Hoffnung,
diese Hoffnung Gottes auf uns Menschen und die Hoffnung, dass die Menschen friedlich und solidarisch miteinander leben können.

Wir feiern die Menschwerdung eines Gottes,
der ent-grenzt.

Diesem Gott der Hoffnung sind Grenzen egal.

Schließlich hat er die Grenzen zwischen sich und uns Menschen überwunden
und überwindet die Grenzen des Todes hin zum Leben.


Ich wünsche Ihnen,
dass wir diese weihnachtliche Hoffnung nicht verlieren,
dass wir uns auf dieses Abenteuer, auf Gott,
dass uns auf das Abenteuer des Lebens einlassen,
dass wir menschlich miteinander umgehen auf unser Welt, im Großen, wie im Kleinen.


Peter Göb