Pfingsten
gehört verboten!
Ja,
Pfingsten gehört verboten.
Also
wenn Jesus Pfingsten heute 2020, durchführen würde, gehörte es verboten.
Warum?
Weil
die Abstands- und Hygieneregeln, die uns vorgegeben sind, überhaupt nicht
eingehalten werden könnten.
Jesus
kommt den Jüngern ganz nah und, so heißt es: „Er hauchte sie an“.
Da
ist doch die Tröpfcheninfektion vorprogrammiert und die Aerosole liegen in der
Luft und fliegen oder fliegen auch nicht.
Heute
Pfingsten feiern mit Anhauchen und so, das geht gar nicht, wegen der Abstands-
und Hygieneregeln.
Zum
Glück geschieht Pfingsten auf diese Weise heute nicht. Es will anders
geschehen.
Das
Feiern von Pfingsten geht mit Abstand, daher gehört Pfingsten nicht verboten,
Pfingsten muss gefeiert werden.
Es
braucht den Geist der Starres aufbricht, der verkrustete Strukturen und
Denkmuster knackt und Neuem leben ermöglicht.
Pfingsten
muss gefeiert werden,
damit
Menschen aus den Krisen dieser Welt herausfinden können.
Der
Geist möge kommen auf die Mächtigen, die meinen,
mit
Waffengewalt und Krieg sei Frieden herzustellen.
Der
Geist möge kommen auf die, die meinen, es gebe besser und schlechtere Menschen.
Der
Geist möge wirken, damit die Kirche die Vielfalt zulässt und aushält.
Der
Geist möge wirken, damit die Menschen zur Freiheit geführt und nicht in die
Enge getrieben werden.
Der
Geist möge kommen auf die, die Verantwortung tragen, und der Geist möge wirken,
damit Wege in die Zukunft gefunden werden.
Manchmal
drängt sich der Eindruck auf, dass das babylonische Stimmen- und Sprachgewirr
und die Verwirrung auch in der Kirche größer sind als die Suche nach Einheit
und Freiheit.
Liebe
Gemeinde,
Es
braucht den guten, heiligen Geist, der die Menschen miteinander verbindet und
in Berührung, in Kontakt bringt.
Das
ist wichtig, in und nach dieser Zeit, wann immer das sein wird.
So
manche Verantwortliche und ehrenamtlich Engagierten sind mit Sorgen erfüllt:
Es
gibt wirtschaftliche, finanzielle und vor allem soziale und menschliche Folgen
der jetzigen Zeit.
Werden
die Vereine wieder ihr Vereinsleben gestalten können? Werden die freiwilligen
Dienste bei Feuerwehr, THW oder wo auch in Zukunft wieder geleistet werden
können?
Werden
Menschen wieder in dem Maß in die Kirche kommen oder ist das, was wir heute hier
sehen, eine Perspektive schon für die nahe Zukunft?
Werden
Menschen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, die von Politikern für
ihren Einsatz gelobt wurden, besser anerkannt?
Die
Sonderzahlung von 1.500 Euro an manche Berufsgruppen ist ein Signal,
der
Streit, wer diese 1.500 Euro bezahlt war beschämend.
Die
1.500 werden von der Pflegekasse und den Bundesländern bezahlt…
Diese
Einmalzahlung wirkt auch wie eine Abspeisung…
Es
braucht eine dauerhafte Wertschätzung all derer, die in dieser Zeit wichtig
waren und immer wichtig sind und wichtiger werden.
1.500
Euro Sonderzahlung.
Zum
Vergleich: In der Diskussion ist, ob ein neues Auto mit mindestens 3.000 Euro, vielleicht
sogar auch 4.000 gefördert wird.
Ein
Mobilitätsbonus für Fahrräder wird von den Auto-Ministerpräsidenten von Bayern,
Baden-Württemberg und Niedersachsen übrigens abgelehnt…
Wie
wird es weitergehen? Es braucht den Geist, der aufbrechen lässt und ja, so
manches verschiebt und zurecht rückt…
Von
daher gehört Pfingsten nicht verboten, es müsste viel öfter gefeiert werden. Es
bräuchte immer wieder die Bitte um den Heiligen Geist, damit wir die Gegenwart
gestalten und die Zukunft gut wird.
Der
Geist, der uns beschenkt und begabt, der uns befähigt, miteinander zu leben.
Ein Geist, der die Unterschiedlichkeit nicht als Gefahr, sondern als Chance
sieht, der uns Verschiedenheit leben lässt und Vielfältigkeit als normal
ansieht.
Der
Geist Gottes ist nötig, weil er verändert und öffnet, weil der in Bewegung
bringt und frei macht, weil er Kräfte weckt und Mut macht.
Mut,
hinauszugehen.
Der
Geist Gottes möge in uns sein, in diesen besonderen Zeiten und immer wieder,
damit wir Pfingsten feiern und mit Hoffnung und Mut in die Zukunft gehen und
von einer Kirche zu träumen, wie sie von Pedro Arrupe beschrieben wird. Er war
in den 70er Jahren der Generalobere, der Chef der Jesuiten.
Ich träume von einer Kirche...
Gott,
ich träume von einer Kirche,
die immer neue Wege zu den Menschen sucht
und erprobt mit schöpferischer Phantasie,
die die frohe Botschaft frisch und lebendig hält.
Ich träume von einer Kirche,
die offen ist für das Anliegen Christi
und sich deshalb interessiert für das Leben der Menschen
und für die Erneuerung der Welt
im Geiste Jesu.
Ich träume von einer Kirche,
die eine Sprache spricht, die alle verstehen,
auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene,
in der sich auch alle spontan und lebendig
ausdrücken können,
die Raum lässt für Initiative und Mitentscheidung.
Ich träume von einer Kirche,
die prophetisch ist
und die ganze Wahrheit sagt,
die Mut hat, unbequem zu sein
und die unerschrocken das Glück der Menschen sucht.
Ich träume von einer Kirche,
die Hoffnung hat,
die an das Gute im Menschen glaubt
und die gerade in einer Welt voll Furcht und Verzweiflung
voll Freude auf Gottes Führung baut.
Gott,
hilf mir, dass ich an dieser Kirche mitbauen kann.
Pedro Arrupè
Peter Göb