Am Freitag haben die
Sommerferien in Hessen begonnen. Endlich. Endlich Ferien.
Das Leben war bei manchen in
den letzten Wochen etwas ruhiger. Bei anderen hingegen war es stressiger. Und
das betraf Schule, Studium, Beruf, Sport, Kirche, Freizeit, wo auch immer. Die
Zeit war und ist anders.
Darum ist es für viele gut,
jetzt Ferien zu haben.
Die Planungen für Urlaub und
Ferien mussten bei vielen verändert werden, geplante und gebuchte Reiseziele
können nicht angefahren, angeflogen werden. Die Durchführung manch geplanter
Reise im Herbst ist noch offen.
Wie und wo auch immer:
Ferien- und Urlaubszeiten dienen der Erholung, der Entspannung und sollten
nicht zu neuem Stress, zu „Urlaubs-Hektik“ führen.
Ruhe und Entspannung,
Erholung will auch der Gottesdienst bringen. Wir kommen zusammen. Wir möchten
den Glauben feiern, biblischen Texte hören, zur Kommunion gehen, Gemeinschaft
erfahren, uns sehen.
All das möge möglich sein und
erlebt werden.
Der Gottesdienst möge uns
Ruhe schenken.
Äußerlich haben wir sie
etwas. Wir singen keine Lieder, wir sprechen die Texte, hören das Orgelspiel, genießen
die Stille. All das tritt verstärkt in den Mittelpunkt.
Beim Friedensgruß können wir
uns alle in den Blick nehmen. Wir dürfen uns anschauen, anlächeln. Etwas, was
sie nicht nur beim Friedensgruß, sondern immer tun dürfen. Wir dürfen zu einer
Gemeinde werden, die einander in den guten Blick nimmt und wo wir uns
anlächeln. Lächelnde Gemeinde.
Bei der Kommunionspendung
sind wir achtsamer, achten auf den Abstand zueinander, schauen, wenn wir nach
vorne gehen können, sind aufmerksamer.
Ja, wir feiern anders,
vielleicht mit mehr Ruhe.
Was für einen Gottesdienst
gilt, gilt für den Glauben.
Der Glaube will Ruhe verschaffen.
Jesus sagt: Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch
erquicken, so übersetzt die neue Einheitsübersetzung.
In einer anderen Übersetzung
(Fridolin Stier) steht: Ich will euch aufatmen lassen.
Ich finde, ein schönes Wort,
eine wohltuende Bezeichnung. Wir dürfen aufatmen. Luft holen, Energie tanken.
Der Glaube will zur Ruhe
finden lassen, will aufatmen lassen.
Wir dürfen Ruhe finden für
unsere Seele. Bei aller äußeren und inneren Umtriebigkeit, bei allem, was uns
in der Kirche und durch die Kirche aufregt, der Glaube an sich will uns Ruhe
verschaffen. Aufatmen lassen.
Mitbringen kann und darf ich
das, was mich beschäftigt. Das kann bei manchen die die Hektik des Lebens mit
äußerer Unruhe sein. Bei anderen ist es vielleicht der Stress im Beruf oder
Fragen und Probleme in der Beziehung oder Familie. Manche sind eingespannt in
die Pflege von lieben Menschen, in der Sorge um die Gesundheit und andere
Dinge.
Unser Zusammensein, der
Gottesdienst, will Ruhe schenken in den Stürmen
des Lebens und Aufatmen
lassen in den Anforderungen der Zeit.
Die Ferien haben in Hessen
begonnen.
Eine Geschichte möge Sie noch
hineinbegleiten in diese Zeit:
„Vom Mönchsvater Antonius
wird berichtet, dass er inmitten seiner Mönchsgemeinde am Rand der
oberägyptischen Wüste lebte. Einmal hatte er seine Mönche um sich gesammelt,
nicht zum Gebet, nicht zum Gottesdienst, sondern einfach zum geselligen
Beisammensein. Da kam ein Jäger vorbei und wunderte sich: „Da sieht man es
wieder einmal! Typisch! Faul herumstehen und nicht arbeiten!“
Antonius kommt mit ihm ins
Gespräch und fordert ihn auf: „Spann deinen Bogen!“ Der Jäger tut es. „Viel zu
wenig, noch mehr spannen!“ ruft ihm Antonius zu. Der Jäger gehorcht. „Immer noch
nicht genug! Noch kräftiger anspannen!“, befiehlt Antonius weiter. Doch diesmal
macht das der Jäger nicht, sondern sagt: „Wenn ich ihn noch mehr anspanne, dann
zerbricht er mir!“ „Aha“, antwortet der Mönchsvater, „schau, Jäger, genauso ist
es mit dem Menschen! Wenn er seine Kräfte übermäßig anspannt, dann zerbricht
er. Er muss entspannen, um anspannen zu können!“
Nachdenklich zieht der Jäger
davon.“
Ferien und Urlaubszeit.
Es gilt, Freiräume zu
schaffen, die es ermöglichen, den Bogen wieder zu entspannen. Die Seele baumeln
zu lassen, ohne schlechtes Gewissen und das zu tun, was Freude macht.
Was könnte das sein? Einige
Tätigkeiten, die die Seele erfreuen, sind:
schöne Musik hören,
in die Natur gehen,
den eigenen Körper verwöhnen,
ein gutes Essen genießen,
aufräumen,
einen Menschen mit Worten
umarmen – auch wenn es vielleicht nur mit Worten geht.
Und:
Der Sonntag / Gottesdienst
ist das Angebot, immer wieder zur Ruhe zu kommen. Der Glaube ist unser Schatz,
der uns Ruhe und Erholung schenken möchte. Nicht nur in der Urlaubs- und
Ferienzeit.