Auf dieser Seite finden Sie Gedanken zum Sonntag oder eine ausformulierte Predigt sowie ein Segensgebet.

Die Predigten hier können in Form und Inhalt von den Predigten im Gottesdienst abweichen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

4. Sonntag im Jahreskreis

28. Januar 2024

Gedanken zum Sonntag
Segen

Am ersten Sonntag der Fastenzeit werden in der Rhön nach Einbruch der Dunkelheit Feuer entzündet. Tannenbäume, altes Holz, Reisig, Stroh und vielerlei andere Sachen sind aufgehäuft. Oft ist oben eine Strohpuppe befestigt.

Das Ganze wird dann angezündet.


Früher gingen anschließend die Jugendlichen, die das Material für das Feuer zusammengetragen haben und aufgeschichtet haben, durch das Dorf und baten um eine Spende.

Es gab neben Geld auch Obst, oft verdorrt, schrumpelig, hutzelig. Daher werden diese Feuer in der Rhön auch „Hutzelfeuer“ genannt.


Warum wurden diese Feuer entfacht?

Mit dem Hutzelfeuer soll der Winter vertrieben und der Frühling herbeigelockt werden.


Das Hutzelfeuer in der Rhön ist eine Variante von anderen Winterfeuern, die den gleichen Zweck haben. Verbreitet hat sich z.B. das Osterfeuer, das einen ähnlichen Zweck haben dürfte, nämlich den Winter zu vertreiben und den Frühling herbeizulocken.


Bisher ist das ja auch immer gelungen. Es ist immer, jedes Jahr, noch Frühling geworden. Es bleibt ja nicht Winter.

Aber so ein Brauch tut gut, hilft dem Menschen und ist ein Ritual.


Das Hutzelfeuer ist ursprünglich ein heidnisches Ritual, mit dem man, neben dem Winter, auch die bösen dunklen Geister vertreiben wollte.

Die bösen Geister vertreiben.

Gibt es die überhaupt?

Oder bezeichnen Menschen damit Phänomene, die sie nicht erklären können?

Bezeichnen wir Verhaltensweisen und Zustände von Menschen so, die für uns möglicherweise gefährlich sein könnten?


Der Mensch ist erfinderisch. In der Bezeichnung von Phänomenen und in der Vertreibung eben dieser Phänome, der „unreinen Geister“.


So habe ich gelesen, das leere, ausgeräumte Schubkästen, Regale oder Schränke mit Salz, das man darin verstreut, „geklärt“, also gereinigt werden.

Andere klatschen, um den „energetischen Schmutz“ zu entfernen, wieder andere nehmen Blüten oder Düfte.


Über solche Rituale kann man schmunzeln. Sie helfen vermutlich denen, die sie verkaufen, weil sie Geld damit verdienen. Sie helfen möglicherweise auch jenen, die sie anwenden. Schaden tun sie ja eigentlich auch nicht.


Etwas tiefer geht es heute im Evangelium. Jesus ist in Kafarnaum. Wie üblich, geht er in die Synagoge. Er lehrt die Menschen. Die Menschen spüren, dass er „mit Vollmacht“ spricht. Er ist anders, er spricht anders, er hat mehr Wirkmacht in sich.


Und diese Wirkmacht überträgt sich auf die anderen. Sie spüren, dass eine Kraft von Jesus ausgeht. Eine heilende Kraft.


Dieses spürt auch der Mann, der – so das Evangelium - von einem unreinen Geist besessen ist und sich ebenfalls in der Synagoge aufhält.


Ein „unreiner Geist“ beherrscht den Mann. 

Ich deute dies als eine Kraft, die ihn nicht er selbst sein lässt.

Eine Kraft, die ihn am Leben hindert.

Eine Kraft, was immer sie sein mag, die ihn ungut besetzt. 

Eine Kraft, die ihn unfrei macht und sein Leben blockiert.


Diese Blockade löst Jesus auf.

Schweig und verlass ihn – mit einem Schweige- und Ausfahrbefehl spricht Jesus den Mann an. Der Mann wird hin- und hergeworfen, er ist hin- und hergerissen. Am Ende aber wird er geheilt.


Die Begegnung mit Jesus irritiert, lässt Körper und Geist unruhig werden, lässt Gedanken und Gefühle schwanken.

Beim Mann in der Synagoge löst sich die Blockade, die ungute Kraft verlässt ihn. Der Mann findet ins Leben zurück.


Heute ist der Umgang mit Blockaden des Körpers und der Seele sicher ein anderer als zur Zeit Jesu. Viele Menschen sind in heilenden, helfenden Berufen tätig. Viele können durch ihrer Hände Geschick, durch gute Fragen und Worte, durch Hilfen psychologischer Art diese Blockaden lösen. Sie bringen eine gute Kraft in den Körper und die Seele des Menschen zurück.


Gleichwohl lädt mich das Evangelium ein, mich zu fragen: Wo bin ich blockiert? Wovon bin ich „besetzt“, ja sogar „besessen“?

Was hindert mich am Leben?

Diesem nachzuspüren, sind wir eingeladen.


Und dann, wenn wir vermuten, spüren oder sogar entdecken, wo unsere Blockaden sind, dann sind wir eingeladen uns Hilfe zu holen.

Hilfe von Menschen, die dies können. Für den Körper und für die Seele.


Und vielleicht helfen uns auch so manche Rituale, die wir haben, die uns gut tun, die uns frei machen.



Peter Göb


Gott,
der uns sinnhaft ausgestattet hat,
möge helfen,
dass wir alle guten Sinne beisammen halten.


Jesus Christus,
der durch seine Nähe die Menschen befreit hat
aus der Macht des Bösen,
bleibe uns allezeit zugewandt.


Der Heilige Geist
sei unsere Kraft und Stärke,
wenn Aggressionen und Bosheiten uns zu überwältigen drohen.


So begleite euch Gott, den wir nennen als
Vater, Sohn und Heiliger Geist.