Auf dieser Seite finden Sie Gedanken zum Sonntag oder eine ausformulierte Predigt sowie ein Segensgebet.

Die Predigten hier können in Form und Inhalt von den Predigten im Gottesdienst abweichen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

6. Sonntag im Jahreskreis

16. Februar 2025

Gedanken zum Sonntag

Manche Texte der Bibel sind auch denen bekannt,
die nicht zu den Gottesdiensten kommen
und sie hier Gottesdiensten hören.


Einer dieser Texte ist die „Bergpredigt“.

Sie steht im Matthäusevangelium und umfasst dort drei Kapitel.

Am berühmtesten davon sind die acht Seligpreisungen.

Im Schatten dieser „Bergpredigt“ steht die „Feldrede“.


Sie ist im Lukasevangelium zu finden und ist unser heutiges Evangelium.

Die Feldrede ist kompakter als die Bergpredigt, die Aussagen zugespitzter und die Feldrede Jesu ist direkt an die Jünger adressiert.

Jesus schaut ihnen in die Augen.

Er richtet die Augen auf die Jünger. Er schaut sie direkt an.


Und dann folgen vier Seligpreisungen.

Seliggepriesen werden solche Menschen bzw. Menschengruppen, zu denen wir – so unterstelle ich mal – nicht gehörten möchten.

Arme, Hungernde, Weinende, Gehasste.


An erster Stelle stehen die „Armen“.

Für Jesus ist „Armut“ wie ein Sprungbrett ins Reich Gottes. Der Arme kann deshalb „springen“,
weil er nichts hat, was ihn beschwert, weil er nichts besitzt, keine unnötige äußere Last mit sich herumträgt oder schleppt.

Es geht hier – und das ist wichtig – um eine selbstgewählte, um eine freiwillige „Armut“.

Alles andere: eine unfreiwillige Armut ist damit nicht gemeint.

Auch kein unfreiwilliges Elend ist selig zu preisen.

Das wäre zynisch.

(Materielle Armut ist zu bekämpfen, der Unterschied zwischen Reich und Arm kleiner zu machen.)

Armut - Es geht um Freiwilligkeit.

Um eine innere Freiheit, die auf Distanz zu Besitz, Macht, Einfluss usw. geht.


Und dann folgen die Seligpreisungen der Hungernden,
der Trauernden und derer, die gehasst werden.

Auch hier geht es um eine Haltung,
um Freiwilligkeit, um einen Teilbereich des Lebens.

Hunger weist mich auf eine Offenheit, eine Sehnsucht hin.

Nicht alles ist erfüllt. Ich bin noch nicht erfüllt,
nicht gesättigt.

Ich hungere nach Sinn, nach Zuwendung, nach Erfüllung. Ich spüre, dass ich nicht am Ende bin,
sondern dass noch etwas fehlt.


Weinen steht für die Emotionen.

Selig sind, glücklich sind die Menschen, die einen Zugang zu ihren Gefühlen, ihren Emotionen haben.

Also Menschen, die um ihre inneren Regungen wissen, um das, was sie freut, ärgert, aufregt, was sie wütend macht.

Menschen, die sich ihrer Gefühle bewusst werden.


Gehasst werden steht für die soziale Komponente.

Wer gehasst wird, wird gesehen. Es hört sich vielleicht paradox an, doch manche sagen:
Hass ist eine andere Form von Liebe.

Menschen, die gehasst werden, stehen im Mittelpunkt, lösen etwas in mir aus. Hass auf jemanden anderen weist mich auf etwas hin, das in mir unerlöst, ungeliebt ist.

Am Ende hasse ich vielleicht nicht den anderen, sondern etwas in mir, in meinem Leben selbst.

Selig sind, die dieser Spur nachgehen, die versuchen, sich selbst immer mehr zu lieben, anzunehmen.


Die Seligpreisungen, gleich in der Bergpredigt oder in der Feldrede, sie haben durchaus provozierenden Charakter.


So wie Jesus provoziert, so darf Christentum provozieren, so darf der Glaube provozieren.

Und weil es so ist, dürfen glaubende Menschen sich in die Gesellschaft, in die Politik einmischen.


Sie dürfen auf aktuelle Entwicklungen hinweisen, auf Gefahren von radikalen Veränderungen, auf extreme Positionen.


Zitat:

"Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar." (Erklärung 2024).




Peter Göb