Auf dieser Seite finden Sie in der Regel Gedanken zum Sonntag oder eine ausformulierte Predigt sowie ein Segensgebet.

Die Predigten hier können in Form und Inhalt von den Predigten im Gottesdienst abweichen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

Ostern

30./31. März 2024

Gedanken zum Sonntag
Segen
Ostersegen

Halleluja!

Christus ist erstanden, er ist wahrhaft auferstanden!

Halleluja!

 

Ich wünsche Ihnen und allen die zu Ihnen gehören,
ein gesegnetes und frohes Osterfest!

 

Ostern!

Wir feiern die Auferstehung Jesu!

Wir feiern, dass auch wir auferstehen werden. Super.

Können Sie mir erklären, so richtig erklären, was Auferstehung ist?

 

Was ist Auferstehung?

Niemand von uns hat diese Auferstehung bereits erfahren.

Ich vermute, niemand kann genau sagen, was nach dem Horizont des Todes kommt.

 

Das, was wir mit „Auferstehung“ beschreiben, bewegt sich außerhalb unseres Verstehenshorizontes.

Auferstehung ist eine religiöse Aussage, eine Hoffnung, ein Versprechen.

Der Tod wird überwunden, das Leben geht – wie immer es auch sein wird – weiter.

 

Dieser Glaube an ein Leben nach dem Tod
hat in früheren Zeiten viele Menschen sehr beschäftigt.

Sie haben alles dafür getan, in den „Himmel“ zu kommen.

Dafür lohnte es sich, das Leben einzusetzen.

Dafür lohnte es sich, sich im Leben einzusetzen.

Viele haben dafür Buße und Verzicht auf sich genommen.

Auferstehung – Himmel –
das barg und birgt für viele die Hoffnung auf ein Ende von Leiden,
auf einen Sinn im Leiden.

Auferstehung – Himmel – da gibt es keine Krankheit, keine Not, keinen Schmerz.
Auferstehung – Himmel – das ist die Aussicht auf dauerhafte Gerechtigkeit,
weil es diese auf und in der Welt nicht gibt.

 

Mit diesen Erklärungsversuchen:
kann man Auferstehung also erklären?
Kann man sie naturwissenschaftlich beschreiben, definieren?

Wohl eher nicht.

 

Denn Auferstehung ist ein Mysterium, ein Geheimnis.

Ein Mysterium kann ich nicht lösen, nicht auflösen.

Ein Rätsel kann ich lösen, auflösen.
Und dann habe ich damit fertig, dann ist es gelöst und nicht mehr interessant.

 

Ein Mysterium, ein Geheimnis kann ich nicht lösen, nicht auflösen.

Damit bin ich eben nicht fertig.

Es beschäftigt mich immer wieder. Es lässt mich nicht los.

 

Auferstehung ist ein solches Mysterium.

Neben der Frage, was Auferstehung ist, gibt es noch andere Fragen, die ich mir stelle,
auf die ich keine leichte und schnelle und vor allem keine „fertige“ Antwort bekomme:
Wofür lebe ich?
Warum leide ich? Warum leiden andere?
Wie halte ich den Anforderungen des Lebens stand?

Wie halte ich dem Tod, stand?

Was ist Liebe?

 

Das sind keine Rätselfragen, ich kann sie nicht lösen, wie ich ein Kreuzworträtsel löse.

Diese Fragen sind tiefgehende mysteriöse Fragen.

Und sie erfordern immer wieder die Beschäftigung mit ihnen.

Sie begleiten mich ein Leben lang, bis in den Tod.

Und vielleicht sind sie deshalb so wichtig.

 

Diese Fragen müssen gestellt werden.

Eben weil sie nicht zu lösen sind, müssen sie immer wieder gestellt werden.

 

Ist das nicht frustrierend?
Fragen zu stellen auf die ich keine Antwort bekomme?

 

Ich denke nicht. Vielmehr kann die Beschäftigung mit diesen Fragen zu einem Antrieb, einer dauerhaften Herausforderung werden.

Die Ringen um Antworten, das Suchen nach Lösungen,
kann zum Antreiber für ein spannendes Leben werden.

 

Einen Hinweis, was ich machen kann, erhalte ich im Evangelium.

Ich kann mich den Fragen und möglichen Antworten nähern.

So wie sich die Frauen dem Grab nähern.

Auch sie haben Fragen:

 

Wer wälzt uns den schweren Stein vom Eingang des Grabes?

Wie kommen wir zu dem, auf den wir unsere Hoffnung setzten?

Wie kann es in meinem Leben weitergehen?

 

Die Frauen haben keine Antwort, aber sie machen eine Erfahrung.

Sie erleben: Der Stein ist weg, das Grab ist leer.

 

Und diese Erfahrung setzt in ihnen Kraft, Schwung, Energie frei.

Diese Erfahrung lässt sie laufen, lässt sie reden, rennen.

 

Sie erzählen anderen von diesem leeren Grab.
Sie berichten später davon, dass Jesus ihnen erschienen ist,
bei ihnen war, dass sie seine Nähe gespürt haben.

 

Aber so manche Schwierigkeiten bleiben, denn es ist nicht einfach, dass sie ihn erkennen.
Erst der zweite Blick ist der klare, der wahre.

Es ist eben nicht der Gärtner, der Maria begegnet,
es ist nicht ein irgendein fremder Wanderer, der sich zu den Emmauspilgern gesellt.

Es ist der Herr.

 

Die Jünger*innen schöpfen Kraft aus diesen Erfahrungen, aus diesen Begegnungen.

Sie haben Mut nach den gemeinsamen Treffen.
Sie schöpfen Kraft, wenn sie von IHM erzählen und sich an IHN erinnern,
wenn sie Brot und Wein teilen.

Sie haben eine neue Verstehenswirklichkeit.

 

Die Erfahrung des leeren Grabes und die Begegnung mit Jesus werden für sie zu Kraftquellen für ihr Leben.

 

Die Jüngerinnen und Jünger erleben,
erfahren die Kraft des leeren Grabes und die Wirkung davon.

Sie können ihrem Leben einen neuen Inhalt, einen tiefen Sinn geben.

 

Das ist für mich eine Botschaft von Ostern:

Geh deinen Fragen nach, den Fragen deines Lebens.

Mach dich auf die Suche.

Setze dich auch dem aus, was dich schmerzt.

 

Und: Lass dich von der Kraft des leeren Grabes erfüllen.

 

Die Suche nach Antworten, sie kann zu einer Motivation fürs Leben werden.

 

Maria, die Frauen am Grab, die Jünger*innen von Emmaus – sie alle sind auf der Suche, haben Fragen und lassen sich von der Begegnung mit dem Auferstanden verändern.

Sie geben ihrem Leben eine neue Richtung. Sie richten sich neu aus.

 

Und du wirst vielleicht auch spüren, dass Du dem Leben eine neue Richtung geben kannst.

So sagt Ostern mir:

Habt keine Angst vor Neuem.

Für Dich persönlich nicht und für die Gemeinschaften, in denen du lebst und wirkst.

 

Ostern will uns, unserer Gemeinde und Gemeinschaft - und uns als Kirche sagen:
Hab keine Angst vor neuen Gedanken und Visionen.

Keine Angst vor neuen Aufbrüchen.

Die scheinbaren verschlossenen, verhärteten Strukturen und Verhältnisse,
sie können mit Gottes Hilfe aufbrechen.

 

Die Zukunft sieht anders aus als die Vergangenheit.
Es braucht eine starke Verwandlung, eine Umgestaltung, eine neue Sicht der Dinge.

 

Ostern setzt dafür Kräfte frei.
Das wünsche ich uns. Dass Ostern die Kraft für die Gestaltung der Zukunft frei setzt.
Für eine Zukunft, in der wir die Fragen des Lebens stellen und Kraft haben, Leben, Welt und Kirche in der Welt zu gestalten.

Die drei Österlichen Tage bilden einen zusammenhängenden Gottesdienst.


Am Ende des Gründonnerstags wird daher kein Segen gespendet,

die Liturgie beginnt ohne Kreuzzeichen und endet ebenfalls ohne Segensritus.


Am Ende der Osternacht bzw. am Ende des Ostergottesdienstes wird dann der Segen zum Osterfest gespendet.




Ostersegen


Geht hin wie die ersten Zeuginnen an diesem Ostermorgen, seht das leere Grab und wendet euch zum Licht.
Schöpft Mut und Hoffnung, trotzt entschieden allem Widerstreit.
Vertraut auf den Segen, der in Gottes Liebe begründet ist.
In dieser Kraft wollen wir nach Versöhnung und Gerechtigkeit suchen.
Segne uns Gott und sei uns Licht auf dem Weg. Amen


Von Brigitte Kopp / aus: Beratungsstelle für Gestaltung, Materialsammlung für einen Dekadegottesdienst Ostern 1993, Frankfurt/M. 1993