Auf dieser Seite finden Sie Gedanken zum Sonntag oder eine ausformulierte Predigt sowie ein Segensgebet.
Die Predigten hier können in Form und Inhalt von den Predigten im Gottesdienst abweichen.
Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.
Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:
Wenn uns ein Licht aufgeht, dann kommt uns eine plötzliche Erkenntnis oder eine Idee in den Sinn.
Wir finden die Antwort auf eine Frage.
Wenn uns ein Licht aufgeht,
dann sind wir froh und dankbar und erleichtert.
Simeon und Hanna geht – so haben wir gerade gehört – ein Licht auf.
Sie sind im Tempel und haben dort die Begegnung ihres Lebens.
Wie kommt es zu diesem „Licht aufgehen“?
Die Eltern Jesu führen ein für die damalige Zeit übliches Ritual durch.
Sie bringen Jesus in den Tempel. Sie stellen ihn dar.
Sie danken Gott für die Geburt des ersten Kindes.
Die Opfergabe, das Dankeschön an Gott, wird benannt:
Ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Dieses Ritual geht auf Vorschriften aus dem Buch Exodus (Ex 13,2) und Levitikus (Lev 12,2-4) zurück und ist zeit- und traditionsbedingt.
Wichtig ist Lukas, dass er durch dieses Ritual die Eltern Jesu in die Tradition des jüdischen Glaubens stellt.
Er sagt damit, dass Jesus bzw. die Familie im Judentum zu Hause und verwurzelt ist.
Die ganze Feier des Opferns der Tauben wäre also völlig normal abgelaufen, hätten damals nicht zwei Menschen dieser Normalität einen Strich durch die Rechnung gemacht: der greise Simeon und die greise Hanna, die Prophetin.
Diese beiden reagieren plötzlich ganz verzückt,
als sie das Kind sahen.
Simeon erkennt in diesem Kind die Erfüllung seines Lebens.
All seine lebenslangen Sehnsüchte, Erwartungen und Hoffnungen, werden auf einen Schlag Wirklichkeit.
Seine Augen haben gesehen, wonach sie ein Leben lang Ausschau hielten.
Jetzt kann er endlich in Frieden sterben.
Und bei Hanna ist es ähnlich.
Ihr Leben verlief alles andere als glücklich.
Vielleicht war sie es die ersten zwanzig Jahre ihres Lebens, als Kind und dann als junge Ehefrau.
Sechzig Jahre lang aber war sie nun Witwe, was damals so viel bedeutete wie sechzig Jahre Einsamkeit, Armut, ohne soziale Rechte, ohne gesellschaftliche Anerkennung, also sechzig Jahre Nichts.
Und jetzt sieht sie ein Baby und weiß: Jetzt, nach sechzig Jahren Einsamkeit, Armut und Bedeutungslosigkeit bin ich endlich erlöst. Mein Leben hat wieder Sinn.
Zwei alte fromme Juden, Simeon und eine alte Witwe namens Hanna.
Sie erkennen im Jesuskind den Erlöser.
Sie spüren, dass aus diesem Kind etwas Besonderes wird.
Sie sehen, dass in Jesus sich Gott den Menschen zuwendet.
Die Bestätigung Jesu folgt durch diese beiden Personen.
Simeon steht ausdrücklich unter Einfluss des Heiligen Geistes, die Hannah wird als Prophetin ausgewiesen.
Beide erkennen die Bedeutung des Kindes und preisen Gott für dessen Sendung.
Durch das, was sie sagen, stellen Simeon und Hannah Jesus der Öffentlichkeit vor. Sie zeigen auch seinen Auftrag auf:
Er ist das Heil für die Völker, er ist ein Licht, das den Nationen offenbar wird.
Jesus ist also nicht ausschließlich für das Volk Israel da, sondern – so schon am Anfang des Lukasevangeliums – für alle Menschen, für alle Völker, auch für die, die noch nicht glauben.
Simeon und Hanna geht ein Licht auf.
Sie erkennen in Jesus den, auf den das Volk wartet.
Sie erkennen den, der Menschen erleuchten, ihnen helfen kann.
Sie selbst sind dafür ein gutes Beispiel.
Denn sie stehen nicht im Licht des Ruhm, des Erfolgs, der Zukunft.
Simeon und Hanna sind alt, hochbetagt, voll von Erfahrung.
Sei haben sicher vor Augen, dass es für sie bald zu Ende ist, dass sie sterben werden.
Aber durch Jesus erkennen sie, dass er der ist,
der ein anderes Licht in das Leben der Menschen bringt, ein Licht, dass durch
diese Zeit und diesen Raum hindurchleuchtet.
In den Zeiten von persönlicher Dunkelheit gibt Jesus den beiden eine Perspektive.
Sie können ihr Leben, mit allem, was dazu gehört, nun in einem anderen Licht sehen.
Uns darf ein Licht aufgehen.
Uns darf Christus als das Licht der Welt aufgehen, er kann in unser Leben, in unsere je eigenen Situation, auch in die Dunkelheiten kommen.
Wir dürfen versuchen, unser Leben, mit allem, was dazu gehört, im Licht des Glaubens zu sehen.
Wir dürfen mit unserm Leben und allem, was dazu gehört – auch mit unsern Schattenseiten zu Jesus kommen.
Wir dürfen ihm begegnen.
In der Ostkirche wird das heutige Fest auch als „Fest der Begegnung“ bezeichnet.
Fest der Begegnung.
Das Fest heute wird so zu einer Einladung.
Die Einladung, offen für die Begegnung mit Jesus zu sein.
Auch in den dunklen Zeiten.
Es ist die Einladung, Jesus zu begegnen, durch Gebet, Gottesdienst, Bibellesen und anderes mehr.
Ich darf darauf vertrauen, dass er als Licht der Welt, auch meine persönliche Welt, wie immer sie gerade ist und was immer mich beschäftigt, erhellt.
Peter Göb
Es gilt das gesprochene Wort
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