In den vergangenen über zwei Jahren haben wir immer eine Familienandacht, die Lesungstexte, Fürbitten, Gedanken zum Sonntag und ein Segensgebet online gestellt.

Dies möchten wir nun dahingehend verändern, dass wir künftig Gedanken zum Sonntag und evtl. ein Segensgebet online stellen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

18. Sonntag im Jahreskreis

Gedanken zum Sonntag
Segen

1. Lesung: Kohelet 1,2;2,21-23

2. Lesung: Kolosserbrief 3,1-5.9-11

Evangelium: Lukas 12,13-31


Vor ein paar Tagen habe ich ein großes Fahrzeug auf der Autobahn gesehen. Aus der Ferne frug ich mich, ob es ein Reisebus ist. Als ich näherkam, sah ich: es war ein Wohnmobil. Ein großes Wohnmobil. Es fuhr unter einem Stern und trug den Namen eines Überschallflugzeuges. Die spätere Recherche im Internet ergab, dass das Fahrzeug, das Wohnmobil, das ich überholte, in der Basisversion 360.000 Euro kostet, das teuerste Modell ca. 410.000 Euro.

Es bietet Platz für die mitreisenden Menschen und – für ein Auto…

Nein, ich bin nicht neidisch. Urlaub im Wohnmobil, sei es noch so groß, ist nicht meins.


Ich gönne anderen ihr Wohnmobil bzw. den Wohnwagen. Ich vermute aber, dass die Freiheit und die Unabhängigkeit auch ihren Preis haben. In der Anschaffung und in der Unterhaltung.

Ob die Menschen, die dieses große, teure Wohnmobil besitzen, das ich auf der Autobahn sah, glücklich sind?

Ich weiß es nicht.


Sind Sie glücklich?

Heute am Sonntag?

Glücklich sein ist eine Momentaufnahme. Jetzt/heute können Sie glücklich sein, morgen schon nicht mehr, weil sich etwas verändert, eine schlechte Nachricht kommt, ein Treffen abgesagt wird, oder oder oder.

Glücklich sein – dieser Zustand kann schnell eintreten und auch schnell wieder vergehen.


Eine andere Frage ist: Haben Sie Glück?

Haben Sie Glück in Bezug auf Ihr Leben?

Manche Menschen hatten und haben Glück. Da läuft dann vieles gut. Im eigenen Leben stimmt alles, mit der Familie, in der Beziehung, im Beruf.

Menschen haben Glück, weil sie im richtigen Augenblick den richtigen Menschen getroffen hat, weil sie eine gute Entscheidung treffen konnte, usw. usw.

Es ist ein Unterschied, ob ich Glück habe oder ob ich glücklich bin.

Der „reiche Mann“ des Evangeliums hat Glück. Er hat eine gute, ausreichende Ernte eingefahren. Sie ist so groß, dass sie ihm für die kommenden Jahre reicht. So hat er hat Pläne für die Zukunft.

Er möchte größere Scheunen bauen. Er will Vorsorgen, Aussorgen. Alles gut, alles ist für die Zukunft vorbereitet und perfekt.

Er hat Glück – aber sein Glück ist vergänglich.

Sein Glück wird ihm genommen – noch in dieser Nacht…

Die Planungen laufen ins Leere.

Schadenfreude ist da fehl am Platze. Es geht Jesus nicht um einen böswilligen Fingerzeig auf den, der Glück hat oder auf Menschen mit Reichtum.

Es geht – so deute ich das Evangelium – um die Frage nach der richtigen oder falschen Sorge für das Leben.


Es braucht die Sorge um den Erhalt des Lebens –

Dennoch: wir können unser Leben hier nicht erhalten. Wir können es verlängern, medizinisch einiges dafür tun.

Aber erhalten können wir es am Ende nicht.

Unser Leben, unsere Schätze, unsere Scheunen, das, was wir erspart, erarbeitet, geerbt oder wie auch immer erworben haben, ist vergänglich. Es bleibt uns nicht. Wir können nichts davon mitnehmen.

Reichtum ist vergänglich.


Der „reiche Mann“ des Evangeliums spürt dies sehr drastisch. Er stirbt.

Sein Glück hat ihm nur bedingt geholfen. Ob der Reichtum ihn glücklich gemacht hat?

Ein Aspekt des Evangeliums kommt für mich auch noch durch:

Der „reiche Mann“ denkt an sich. Er baut sich die Scheunen, damit er ausgesorgt hat, damit es ihm gut geht.

Aber ich denke: Reichtum hat eine soziale Komponente.

Reichtum will in gewisser Weise geteilt werden.

Denn sonst werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Eine Tatsache, die sich statistisch für unser Land und die Welt leider belegen lässt.

Ich verstehe nicht, warum in vielen Ländern Europas eine Übergewinnsteuer eingeführt ist. Also eine Steuer, die Unternehmen zu Abgaben zwingt, die durch die Pandemie und andere Umstände hohe Gewinne erzielt haben. In Deutschland gibt es diese Übergewinnsteuer nicht. Übrigens hat man schon 2007, vor 15 Jahren, überlegt, eine solche Steuer einzuführen.


Ich frage mich, was die Konzerne, die mit Öl, Gas und anderen Rohstoffen handeln, mit ihren Milliarden an Gewinnen machen.


Von April bis Juni waren es bei einem (!) Konzern 11 Milliarden an Gewinn, im ersten Quartal waren es bereits 9 Milliarden.

Auf der anderen Seite, so habe ich gelesen, haben diese Ölkonzerne Schulden in Milliardenhöhe.

Das ganze Geschäft scheint mir ziemlich undurchsichtig, so wie Öl auch undurchsichtig ist…

Aber der Blick auf die anderen ist leicht, der Blick auf das eigene Leben ist eher angesagt.


Denn auch ich, auch wir, kennen die Sorge um den eigenen Wohlstand.

Wenn eine Krise kommt, dann füllen wir unsere Scheunen, denken an unseren Vorrat, der uns dann Wochen oder Monate reicht.
Wie war das vor einiger Zeit? Nicht wenige von uns dürften bei den Hamsterkäufen von Toilettenpapier und Nudeln, von Mehl, Reis, Hefe und Pflanzenöl mitgemacht haben. Wir haben auch unsere „Scheunen“, die Vorratslager gefüllt.


Was will ich damit sagen?

Die Sorge um den Unterhalt, die Sorge um das Leben ist wichtig. Und viele müssen schauen, wie sie durch Leben kommen. Eine Tendenz, die noch stärker wird. Die Preise für Energie und Lebensmittel steigen.

Die Sorge für das Leben ist wichtig.

Die Sorge ums Vermögen – die kostet uns Zeit und Aufmerksamkeit.

Am Ende aber – so sagt das Evangelium und auch die Lesung – am Ende steht die Vergänglichkeit – Windhauch, Windhauch. Alles vergeht, verblüht, nichts bleibt.


Wenn die Sorge ums Vermögen übertrieben wird, wird es schräg. Die Bibel nennt es heute Habgier. Habgier- krankhafter Drang nach Besitzmehrung, hier und da gepaart mit dem Geiz- krankhafte Angst vor Besitzminderung.

Vor allem die Habgier gibt es aber nicht nur in Bezug auf Geld, auf materielles Vermögen, auf Konsum.


Menschen können eine Habgier nach Macht, eine Habgier nach Wissen haben.

Oder vielleicht auch eine Habgier nach Kontrolle.

Ob es sich damit gut lebt, ob die Menschen glücklich sind?

Glück haben und glücklich sein, sind unterschiedliche Dinge.

Am Ende braucht es weniger Habgier und Geiz. Weniger Haben-Wollen. Und, so sagt Erich Fromm: Die Alternative zum Haben-Wollen ist das Sein. Es bedeutet Leben teilen, statt sich von der Gemeinschaft abzuschneiden, Güter teilen und solidarisch sein, die Bedürfnisse aller achten, achtsam sein für die Mitgeschöpfe, nach dem schauen, was einem selbst guttut, staunen, sich am Schönen freuen, dankbar sein, vertrauen, hoffen, lieben und dieser Weise als glücklicher Mensch leben.



Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort

Ein Segensgebet von Hanns Dieter Hüsch


Im Übrigen meine ich, dass Gott, unser Herr

Uns einen großen Sommer schenke.

Leise Monate

Dass er das Geschrei aus der Welt nimmt

Und Stille verordnet

Er möge diese Stille segnen

Sie denen in die Ohren blasen

Die unsere Zeit noch schneller machen möchten

Und damit noch kürzer und atemloser


Gott unser Herr wir bitten dich: Mach es!

Auf dass unser Herz wieder Luft schnappen kann

Unser Auge aufhört zu zappeln

Und unser Ohr wieder richtig hört und nicht alles vergisst


Denen die uns das alles austreiben möchten

Möge Gott der Herr einen Blitz ins Gesäß jagen

Damit sie ihr unmenschliches Tun einsehen

Und die Menschen seines Wohlgefallens in Ruhe lassen

Und wir wollen unseren Herrgott abermals bitten

Dieses Ansinnen von uns überall zu segnen

Und weil es sein muss sofort und immerdar


Danke und Amen.


Hanns-Dieter Hüsch (1925-2005) Kabarettist und Schriftsteller