Des Nachts höre ich in dieser Jahreszeit oft die Nachtigall.
Sie singt in einer Hecke in unserer Straße. Der Vogel ist nur 16,5 cm groß und
das Gefieder ist unscheinbar. Gesehen habe ich diesen Vogel noch nie,
jedenfalls nicht bewusst.
Doch ich höre den Gesang sehr gerne. Der kleine Vogel hat einen großen
Stimmumfang und der Gesang ist überaus komplex, verschiedenartig,
unvorhersehbar und fantasievoll.
Die Nachtigall singt in die Nacht hinein, ohne zu wissen ob oder wer sie hört,
ohne zu ahnen, wen sie mit ihrem Talent erfreut.
Kann ich mir diese Eigenschaft zu eigen machen?
Meine Talente aussenden, ohne darauf zu schauen, ob sie jemand wahrnimmt. Meine
Stärke nutzen und die Welt etwas schöner, etwas verschiedenartiger,
unvorhersehbarer und fantasievoller machen.
nicht mehr zuschauer sein
zupacken hand anlegen
den stein ins rollen bringen
bewegen wollen
machen tun
aber wenn ich bewegen will
muss ich bewegt sein
mich in das geheimnis geben
mutig sein
und mich verwandeln lassen
und den harten steinen trotzen
und dem langen atem trauen
und noch träumen können
und sehnsüchtig sein
und lieben lieben lieben
verletzbar und
verwundbar bleiben
leicht und fragil
und doch entschieden
frei
bewegt um zu bewegen
den stein aufweichen
und sei es mit tränen
zart bleiben
und sei es im zorn
aber
die dinge von innen bewegen
Andrea Schwarz
aus: Schwarz, Andrea: Eigentlich ist Ostern ganz anders. Hoffnungstexte. Neuausgabe, Freiburg i. Br. 2018, 136f.
In unserem Garten hängen mehrere Insektenhotels für
Wildbienen.
Diese Hotels bieten einen Schutzraum für den Nachwuchs von kleinsten Tieren.
Kleine Tiere, die leicht übersehen wurden, weil sie nicht wichtig scheinen.
Heute wissen wir, dass jedes Lebewesen eine wichtige Aufgabe in unserer Welt
hat.
Wenn die Insekten die Bäume und Pflanzen nicht mehr anfliegen und bestäuben,
werden wir keine Früchte ernten können.
Das Insektenhotel ist ein verschwindend kleiner Beitrag und hat doch eine Wirkung
auf das Ganze.
Diese Erfahrung kann mich motivieren, in meinem Leben
genauer zu schauen -
wo kann ich mit wenig Aufwand, mit kleinen
Dingen, mit Worten und Taten eine Oase oder einen Schutzraum für das Leben
gestalten?
Eine Packung mit Blumensamen. Sie verspricht eine Vielfalt an Blumen und eine bunte Farbenpracht sowie Nahrung für Insekten. Jetzt fehlt "nur" noch das passende Wetter, das die Blütenpracht zum Blühen bringt.
Auch in meinem Leben ist Schönes verborgen, das an den Tag kommen möchte. Es braucht manchmal Zeit zum Wachsen und Reifen. Auch gute äußere Umstände sind nötig, damit ich mich entfalten kann.
Und dann nehme ich wahr: Das Leben ist bunt wie eine blühende Blumenwiese.
Wenn ich "Segen" denke,
kommt mir der Frühlingsregen in den Sinn,
der uns den Duft der Erde atmen lässt
und - sich dem Sonnenlicht verbündend -
die Kargheit kahler Winteräste
in lichtes Grün verwandelt.
Mit jedem Frühlingstag
wächst in in mir die Sehnsucht,
dass einer nicht müde wird,
behutsam regnen zu lassen
auf die Dürre meiner Tage,
das verborgene Leben
beharrlich hervorzulocken,
bis es sich endlich
ans Licht wagt.
Anje Sabine Naegeli
Gesegnetes Leben, Eschbach 2003
Mauern
aus Stein
schützend
aber auch starr und unbeweglich
Doch da:
kleine Lücken und Risse
Neues kann hervortreten,
neues Leben wird möglich -
Wachstum
Innere Mauern
manchmal auch um mich
stützend
aber oft starr und unbeweglich
Auch hier:
neues Leben kann durchbrechen,
ohne mich zu gefährden -
Möglichkeit zu Wachstum
Chancen zum Wandel
Frische
all das
was misslungen ist
alle steine
die im weg lagen
all das
wo ich gescheitert bin
die bruchstücke
meines lebens
vor gott
bringen
und darauf vertrauen
dass bei ihm
steine
zu brot werden
und
unvollendetes
vollendet
wird
Andrea Schwarz
aus: Schwarz, Andrea: Eigentlich ist Ostern ganz anders. Hoffnungstexte. Neuausgabe, Freiburg i. Br. 2018, 113.
Aber dann kommt der Morgen,
der beim Erwachen einen vagen Duft
durch das Fenster hereinwehen lässt,
etwas wie Erde als Luft,
ein Geruch, der aus den tiefsten Tiefen
unseres Planeten aufzusteigen scheint.
Arthur Miller
Du siehst Dinge und fragst: „Warum?“
Aber ich träume von Dingen,
die es nie gegeben hat,
und sage: „Warum nicht?“
George Bernard Shaw
Aus: Unterwegs zu mir. Mit Bildern von Sieger Köder. Textauswahl: Herbert Wilfart, Stuttgart 1997, 44.
Ich glaube, dass Gott mich geschaffen hat, wie ich bin,
ich glaube an seine Kraft, die in meiner Seele liegt.
Ich glaube, dass Gott meine Freiheit will, die Entfaltung meiner Kräfte,
die Entwicklung meiner Möglichkeiten, meine Art zu sein.
Ich glaube, dass Gott mich gegleitet, mich wachsen und reifen lässt,
mich fördert - und fordert, sein Werkzeug zu sein.
Ich glaube, dass Gott mich liebt, duch mich mich wirken will,
an sein Ja zu mir, das ich nicht verdienen kann.
Ich glaube an die unermessliche Weisheit Gottes, die mir Grenzen setzt,
und das Vertrauen schenkt, gehalten und geborgen zu sein.
Ich glaube, das lässt mich leben.
Max Feigenwinter, Wurzeln spüren, Neues wagen - Texte, die Mut machen. Regensburg 2009, S. 26.
Zeichen der Liebe
Gottes Liebe zu uns Menschen
Liebe, die bis zum Letzten geht
Osterlicht
Der Tod hat nicht das letzte Wort!
Auferstehung
Hoffnung, auf neues Leben.
Leben in vielen Farben und Facetten
für Dich
für mich
als Gemeinschaft
Leben gestalten
Am Sonntag, dem 11. April feiern fünf Kinder aus Homberg ihre Erstkommunion, eine Woche später begehen zwei Kinder in Borken dieses Fest.
Die Kommunionkerze im Vordergrund ist noch nicht entzündet, dies geschieht am Sonntag im Gottesdienst.
Das Licht erhält sie von der Osterkerze, die im Hintergrund zu sehen ist.
Das Weihwassergefäß erinnert an die Taufe, Altar und Tabernakel erinnern an die Feier der Eucharistie.
Können Sie sich noch an die Feier Ihrer Erstkommunion erinnern? Was hat Sie damals besonders beeindruckt?
An Ostersonntag hören wir im Johannesevangelium, wie Simon Petrus und ein weiterer Jünger am Grab Jesu sind. Sein Leichnam aber ist nicht mehr da. Allein die Leinentücher, in die sein Körper und sein Kopf eingewickelt waren, sind dort zu finden (vgl. Joh 20,1-9).
Die Jünger, von denen hier berichtet wird, waren dabei, als Jesus gekreuzigt wurde und starb. Sie wussten, dass er – wie bei Toten in der damaligen Zeit üblich – in Leinentücher eingewickelt und beigesetzt worden war. Der Tod und die Beisetzung Jesu bedeuteten für sie vermutlich den Tod vieler Hoffnungen, die sie auf ihn gesetzt hatten.
Doch – was für eine Situation nun
am Grab! Im Grab ist kein Leichnam mehr. Die Leinentücher, in die Jesus
eingewickelt war, sind das einzige, was übriggeblieben ist. Die Tücher, die
zunächst ein Zeichen des Todes waren, werden nun zum Zeugen des Lebens. Sie sind
für die Jünger der Hinweis darauf, dass Jesus von den Toten auferstanden ist
und lebt. Sie sind ein Hoffnungszeichen auf neues Leben – auch für uns.
„Tücher des Lebens“ finde ich auch in unserer Zeit. Sie lassen mich den Blick richten auf das, wo Leben geschenkt wird. Ich stelle mir hier z.B. die Genesung nach einer Erkrankung vor, durch die wieder mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben möglich ist. Ich denke an „Auferweckungen“ im zwischenmenschlichen Bereich: Sei es dort, wo Streit beendet wird und die Hand zur Versöhnung gereicht wird; sei es dort, wo Schweigen durchbrochen wird und so Beziehungen wieder zu neuem Leben gelangen. Ich habe Situationen im Blick, in denen sich jemand für Andere einsetzt, Hilfestellungen leistet, Zugänge ermöglicht und dadurch neue Lebensmöglichkeiten eröffnet…
Ich vermute, dass Ihnen weitere solcher Erfahrungen in den Sinn kommen. Vielleicht kann Ostern 2021 eine Einladung dazu sein, diesen „Tüchern des Lebens“ in unserem Alltag nachzuspüren.
Andrea Koucky
Der Karfreitag ist vom Leiden durchzogen und geprägt. Nach seinem Urteil nimmt Jesus das Kreuz und geht den Weg durch Jerusalem nach Golgota hinauf (Johannesevangelium 19,16 – 18).
Wie schwer für Jesus dieser Weg körperlich und gefühlsmäßig
gewesen sein mag?
Im Kreuzweg mit seinen 14 Stationen versuchen Menschen sich dem Geschehen betrachtend
zu nähern und nachzuempfinden.
Jesus geht den Weg, stolpert und steht wieder auf. Die Anstrengung wird den Menschen am Rand des Weges sichtbar gewesen sein. Wer hat weggeschaut, sei es aus Ekel oder aus Ohnmacht?
Der Überlieferung nach wird an der sechsten Station der Begegnung von Jesus und Veronika gedacht. Sie schaut nicht weg. Sie hat den Mut, zu Jesus zu gehen, ihn anzuschauen. Sie weiß, dass sie Jesus das Unvermeidliche nicht abnehmen kann. Dazu reicht ihre Macht nicht. Aber sie lässt Jesus nicht allein. Sie reicht ihm das Schweißtuch. Dieses Tuch scheint etwas von dem Schweiß, dem Blut, der Angst und der Einsamkeit Jesu aufzunehmen. Veronika lindert, gibt einen Augenblick Erleichterung, schenkt dem Verachteten Ansehen.
Das Tuch des Leidens erinnert mich daran, dass ich mich im
Angesicht des Leids in der Welt oft ohnmächtig fühle. Es scheint oft leichter,
die Augen vor dem Leid zu verschließen, es gar nicht erst wahrnehmen zu wollen,
als mich meiner Unzulänglichkeit zu stellen. Vieles kann ich nicht ändern,
schon gar nicht allein.
Und doch… und trotzdem kann eine kleine Geste, ein kurzer Blick, eine kleine Gabe für den Leidenden einen großen Unterschied bedeuten.
Beate Lippert
Am Gründonnerstag hören wir im Evangelium, wie Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht. Dazu legt er sein Gewand ab und legt sich ein Leinentuch an (Johannesevangelium 13,1-15).
In der antiken Lebenswelt ist das Waschen der Füße eine
alltägliche Praxis. Sie gehört zum Dienst der Sklaven, u.a. an Gästen. Sie
gehört aber auch zu den Frauenpflichten gegenüber ihren Männern wie auch zu den
Kinderpflichten den Vätern gegenüber. Es war eine niedere Dienstleistung.
Dass nun Jesus vor den Jüngern kniet und ihnen die Füße wäscht, ist die radikale Umkehr des Üblichen. Bisherige Maßstäbe, Hierarchien und Verhaltensmuster werden auf den Kopf gestellt. Jesus denkt vom Menschen hier, nicht vom Gesetz oder der Tradition.
Durch Jesu Handeln wird die Fußwaschung zu einem Zeichen der Zuwendung Gottes zum Menschen.
DieFußwaschung versinnbildlicht einen wichtigen Auftrag
der Kirche:
Die Zuwendung zum Menschen steht im Vordergrund, auch wenn dieses Verhalten den üblichen und bisherigen Traditionen, dem vorherrschenden Denken und Handeln widerspricht.
Es geht darum, den Menschen in seiner individuellen Lebenssituation
zu sehen, ihn in seiner Lebenslage wahrzunehmen und seinen persönlichen Lebensentwurf
zu akzeptieren. Vom Menschen her zu denken ist wichtig.
Jesu Haltung ist die Haltung des Dienens. Das Leinentuch, das er für das Abtrocken nach der Fußwaschung nutzt, wird zu einem Tuch des Dienens.
Es braucht heute viele „Tücher des Dienens“, viele Mittel
und Wege, dem Menschen, die Zuwendung Gottes zu zeigen. Es braucht ein Denken vom Menschen her.
Peter Göb
Karneval
Heute ist Weiberfasching, was zwar in Borken und Homberg nicht mit einer Veranstaltung gefeiert wird, aber der Aufhänger des heutigen Impulses sein soll.
Karneval - das ist eine Zeit, die einfach anders ist, als
der Rest des Jahres, mindestens für die, die den Karneval mögen.
Fröhlich und ausgelassen feiern, singen und schunkeln, beim Verkleiden in eine andere Haut schlüpfen, einfach das Übliche beiseiteschieben und unbeschwert sein dürfen. Die karnevalistischen Veranstaltungen bieten allerlei Augen- und Ohrenschmaus, da kommt Freude auf, man staunt, man lacht, das Herz geht auf. Balsam für die Seele.
Das alles fehlt in Corona-Zeiten! Kein Fasching, der den
grauen Vorhang der tristen, abstandsgeregelten, Masken-bestimmten Zeit
aufreißt.
Mit dem Wissen, dass diese Einschränkungen zu unser aller
Schutz ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als geduldig auf die nächste
Karnevalskampagne zu warten!
Ein Tipp:
Mit den Homepages des KCV (Katholischer Carnevals Verein Homberg/Efze) https://www.kcv-homberg.de
und des BCC (Borkener Carneval Club 1961 e.V.)
kann man sich die „tollen
Tage“ ein bisschen bunter machen!
Maria Frank
„Schneemassen“
In den vergangenen Tagen hat es hier ziemlich viel geschneit. Wobei „ziemlich viel“ relativ ist. In den Alpen wären diese „Schneemassen“ sicherlich keine Besonderheit. Für Nordhessen jedoch schon. Es ist Winter – Schnee ist im Winter etwas Normales.
Wann, wenn nicht jetzt, soll es schneien.
Das Verhalten der Autofahrer*innen und Fußgänger*innen
ändert sich schlagartig, wenn die Straße und der Gehweg weiß sind. Manche sind
genervt, andere gelassen.
In der Folge des Schneefalls habe ich erlebt, wie sich Abläufe verlangsamen, Autofahrten auf das absolut notwendige reduziert werden und Termine verschoben werden. Beim Schneeschieben gibt es so manches interessante Gespräch, das es sonst nicht geben würde.
Mit einer Portion Gelassenheit kommen wir bestimmt gut durch
diese Zeit mit Schnee und Kälte und können aufmerksam für das sein, was uns diese
Zeit ermöglicht.
Gelassenheit hilft – bei den „Schneemassen“ – und auch in vielen anderen Bereichen des Lebens.
Grenzschließungen
Aktuell schließen verschiedene europäische Länder ihre
Grenzen, so z.B. Frankreich. Auch in Deutschland gelten seit vergangenem
Samstag starke Einreisebeschränkungen. Grund ist die Sorge vor der Ausbreitung
neuer Corona-Virus-Mutationen.
In den letzten Jahren und Jahrzehnten konnte ich viele Ländergrenzen überschreiten. Ich genoss es, fast überallhin reisen zu können, wohin ich wollte. Fremde Länder, Kulturen, gemeinsam mit anderen zu unterwegs sein – all das hat etwas Faszinierendes für mich.
Gleichzeitig verstehe ich, dass in der aktuellen Situation
die Grenzschließungen meinem eigenen Schutz und dem anderer dienen. Eine
Vorsichtsmaßnahme, die hoffentlich eine weitere und schnellere Ausbreitung der
Mutationen unterbindet. Eine Beschränkung, die viele weitere Erkrankte und auch
Tote verhindern soll.
Grenzen – sie haben unter anderem eine Schutzfunktion. Das gilt
auch für meine inneren Grenzen.
Auf mich persönlich übertragen, kann ich fragen:
· Wo sind meine persönlichen Grenzen? – Wo sind sie mir vorgegeben? Wo setze ich sie ganz bewusst?
· Wo sind sie gut und wichtig? Wo schützen sie mich?
· Gibt es bei mir innere Grenzen, die mich behindern oder blockieren? Wer oder was könnte helfen, diese Grenzen zu weiten?
AHA + L
Im Herbst
verlagerte sich das Leben von draußen mehr in die Häuser hinein.
Zu den AHA – Regeln kam das L, das Lüften, hinzu.
Geschlossene Räume bieten Wärme und Schutz. Das ist sehr behaglich, besonders
wenn es draußen unangenehm wird. Allerdings befinden wir uns in einem engeren
Raum - vielleicht auch im übertragenen Sinne - im gleichen Dunstkreis.
Zum Lüften werden Fenster geöffnet. Die verbrauchte Luft entweicht.
Neue,
frische und sauerstoffreiche Luft weht herein.
Das Atmen und das Denken fallen
leichter.
Ein bestimmter Rhythmus entsteht, wenn wir nach den
empfohlenen 20 Minuten jeweils das Fenster öffnen. So kann aus dem Wollen eine bewusste Handlung werden.
Vor über 50
Jahren hat Papst Johannes XXIII durch die Öffnung eines Fensters das zweite
Vatikanum eingeläutet.
Das "Aggiornamento", die Öffnung der Kirche zur Welt waren ein großes Anliegen dieses Papstes.
Ich frage mich, wann und wo öffne ich meine Fenster?
· Was will ich aus meinem Umfeld hinausgeleiten?
· Was will ich Neues herein lassen?
· Was gibt mir frischen Wind?
· Was lässt mich auf – atmen?
Desinfektionsmittel
An vielen Orten taucht es auf: an den Eingängen zu den Geschäften
aller Art, in den Praxen, in den Banken... Auch am Eingang der Kirchen ist es
zu finden: Das Desinfektionsmittel.
Vor einem Jahr hätte ich über das Desinfektionsmittel den Kopf geschüttelt. Heute ist es ein Alltagsgegenstand. Ja, ich gebe zu, ich suche das Desinfektionsmittel, wenn ich ein Geschäft betrete und vermisse es, wenn es nicht da ist. Vermutlich wird es die Pandemie überdauern…
Das Desinfektionsmittel soll mich schützen, Gefahren abwehren, ein Gefühl von Sicherheit geben.
Wenn ich dies in andere Bereiche des Lebens übertrage, dann
kann ich mich fragen:
Wo und vor was möchte ich mich schützen?
Was (Wer) soll nicht an mich heran kommen oder mir zur Gefahr werden?
Wer und was gibt mit Sicherheit im Alltag?
So wird das Desinfektionsmittel zu einer Anfrage an mich. Es macht mich darauf aufmerksam, dass ich für mich verantwortlich bin: für meine Selbstfürsorge, für meine Psychohygiene, für meinen Lebensstil.
Auch diese Verantwortung überdauert diese Zeiten...
Kontaktpflege
Festnetztelefon, Handy und Laptop sind für mich zurzeit wichtige Dinge, um mit meinen Freund*innen und Bekannten in Verbindung zu bleiben.
(Video)telefonie, Messenger-Dienste, SMS, Mail, Soziale Netzwerke… Der Austausch mithilfe dieser Medien ermöglicht mir mitzubekommen, wie es Personen aus meinem Umfeld geht und was sie bewegt - auch in Zeiten von starken Kontaktbeschränkungen
Solche „Begegnungen“ ersetzen keine analogen Treffen. Und doch fallen mir viele Beispiele ein, wo trotz der räumlichen Distanz eine wirkliche Nähe spürbar wurde.
Ich merke, dass ich dort, wo ich kein Live-Bild von meinem Gegenüber habe, genauer hinhöre oder versuche „zwischen den Zeilen“ zu lesen. Dabei spüre ich häufig, wie groß die Freude auf beiden Seiten ist, mal wieder etwas voneinander zu hören oder sich zu sehen. Ich vermute, es geht vielen von uns so.
Für mich lohnt es sich deshalb, immer wieder diesen oder ähnlichen Fragen nachzugehen:
· Wie pflege ich zurzeit meine Kontakte?
· Welcher Gruß, welcher Anruf oder welches gute Wort haben mir in letzter Zeit besonders gut getan?
· Wem möchte ich in den nächsten Tagen bewusst Zeit schenken? Welcher Weg ist für den Kontakt mit dieser Person besonders geeignet?
Das Foto
zeigt geschlossene Ladentüren an einem Mittwochvormittag.
Seit dem 21. Dezember
ist ein solches Bild überall zu sehen. Vor Weihnachten war der Schreck für jene
Menschen groß, die noch nicht alle Geschenke eingekauft hatten. Auch jetzt
bremsen uns die verschlossenen Türen.
Wir bekommen vor Ort die Dinge des
täglichen Bedarfs…(also) Lebensmittel, Medikamente und Drogeriebedarf.
Bei
anderen Waren kann vorher Bestelltes abgeholt werden.
Das ist eine gute Möglichkeit, aber es erfordert andere Wege – auch andere Denkwege…
Zu manchen
Gelegenheiten fehlt mir das ein oder andere.
Ich muss improvisieren,
Altes wieder hervorholen, abstauben und manchem eine neue Funktion geben.
Etwas ausgebremst zu sein verändert die Wahrnehmung, verändert die Werte und lässt Neues entdecken oder Altes neu entdecken.
Dabei stellen sich mir die Fragen:
Hoffnungszeichen
Vor etwa drei Wochen haben mobile Impfteams mit Impfungen gegen das Corona-Virus in Altenheimen und Kliniken begonnen. In diesen Tagen öffnet in unserer Region das Impfzentrum in Kassel. Weitere Orte sind vorbereitet und sollen in den nächsten Wochen folgen – auch eines in Fritzlar.
Für mich ist der Impfstart ein
Hoffnungszeichen in eine bedrückende Situation hinein.
Ein Schritt, der mich den Blick nach vorne richten lässt. Er lässt mich hoffen,
dass ich in einigen Monaten wieder mit Menschen, die mir wichtig sind,
unbeschwerter zusammen sein kann. Insgesamt nährt er bei mir die Zuversicht
darauf, dass wir wieder mehr Gemeinschaft haben können.
Es ist ein Hoffnungszeichen in der aktuellen Zeit.
Ich bin überzeugt davon, dass ich
in meinen Alltag weitere
solcher Zeichen finde, die ich mitunter gerade aus verschiedenen
Gründen übersehe. Es ist eine Suche, auf ich mich gerne begeben möchte.
Vielleicht können die folgenden Fragen dabei helfen:
Was sind weitere Hoffnungszeichen, die ich in meinen Alltag erkennen kann? Was sind Dinge, die mir in der aktuellen Situation helfen und guttun?
Kann ich selbst durch meine Haltung oder eine konkrete Handlung zum Hoffungszeichen für Andere werden?
Die Antworten sind persönlich und werden bei verschiedenen Personen sicher unterschiedlich ausfallen.
Wo geht die "Reise" hin?
Der Pfeil auf dem Fußboden der Kirche in Homberg zeigt die Richtung an. Der Pfeilt gibt den Weg vor, den die Teilnehmenden des Gottesdienstes gehen sollen.
Der Pfeil steht für mich noch für eine andere Frage:
Wohin geht die "Reise"? In welche Richtung geht das gesellschaftliche, soziale, kirchliche Leben?
Was erwartet uns in den nächsten Tagen und Wochen?
Und: Was und wer bietet mir eine Orientierung und eine Sicherheit für die Zukunft?
Viele Fragen, die unterschiedlich beantwortet werden oder zu großer Unsicherheit führen können.
Eine für alle gültige Antwort kann zurzeit wohl kein Mensch geben.
Daher bin ich selbst herausgefordert, in den Unsicherheiten der Zeit, meinem Leben eine Richtung und eine Ausrichtung zu geben.
Wonach richte ich mich aus? An wem und was richte ich mich aus um möglichst unbeschadet durch diese Zeit zu kommen?
Bei allen äußeren Vorgaben braucht es die individuelle Entscheidung.
...das war in den vergangenen Jahren immer gleichbedeutend
damit, dass viel Leben zurück in die Schule und die Kindertagesstätte kehrte. In dieser Woche ist es anders: Nur die
Abschlussklassen kehren in den Schulen vollständig zum Präsenzunterricht zurück. Die Klassen ab
Jahrgangsstufe 7 haben verbindlichen Distanzunterricht und in den unteren Jahrgängen sind die Eltern dazu aufgerufen, die Kinder wann immer
möglich zu Hause zu lassen.
Der gleiche Aufruf gilt ebenso für die Kinder in den Kindertagesstätten. Leere Flure, verwaiste Klassen-, Spiel- und Lehrerzimmer prägen nun das Bild unserer Schulen und Kitas.
Eindrücke und Wünsche aus der Kita und
Schule dazu:
Aus der Kita:
Es heißt weiterhin durchhalten!
Die außergewöhnliche Lage, die der Coronavirus mit sich bringt hat den Kindergartenalltag auf den Kopf gestellt und nicht alle Kinder können die Kita besuchen.
Wir vermissen unsere Kinder sehr. Trotz allem bleiben wir in Kontakt, bieten uns gegenseitig Hilfe an und schenken den kleinen Dingen des Alltags Aufmerksamkeit und freuen uns daran.
Wir hoffen, dass die „Kita-Tür“ bald wieder für alle geöffnet wird.
Hannelore Schippany, Leiterin der Kita Christus Epheta, Homberg
Aus der Schule:
Was vermisse ich in dieser Zeit: Die Gestik und Mimik bei den Schülern richtig zu deuten, da die Masken die Hälfte des Gesichts verdecken. Im DistanzUnterricht muss öfter der Ton und das Bild ausgeschaltet werden, damit die Übertragung gewährleistet werden kann. Somit kann man zusätzlich noch nicht einmal die verbalen Reaktionen wahrnehmen. Das macht Unterricht nicht nur anders sondern auch sehr schwer, man Arbeitet mit und gegen eine Maschine und nicht mit dem Schüler.
Bernd Hermann, Lehrer und Organisationsleiter der Ursulinenschule Fritzlar
© Christus Epheta, Homberg (Efze) - Christkönig, Borken (Hessen)